Weihnachten im Jahreskreis A, Pfungen, 25. Dezember 2025
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt (Jon 1, 14)
Liebe Mitchristen,
In einem afrikanischen Land wie Nigeria ist das Wort nichts wert auf dem Papier, auf dem es geschrieben ist. Dies ist besonders der Fall, wenn es sich um Politiker handelt. Sobald sich Wahlen nähern, versprechen sie dem Volk vieles, ja sogar den Himmel auf Erden, doch nichts davon wird gehalten, sobald sie gewonnen haben. Kurz vor den Wahlen beginnen sie plötzlich, an das Volk zu denken, sie bauen schnell neue Straßen, gehen in die Kirche und spenden für Projekte, sie werben um das Volk, damit sie für sie ihre Stimmen abgeben. Dafür sind sie bereit vieles zu tun, inklusive Käufe der Stimmen der Menschen im Land. Erstaunlich ist, wie sowohl die Politiker als auch das Volk ein kurzes Gedächtnis haben, denn dieses Spiel wiederholt sich alle 4 Jahre und niemand lernt daraus.
Genauso schlimm ist es mit den Gerichten im Land. Es ist eine Lotterie geworden, denn sobald die Politiker ihnen viel Geld geben, urteilen sie zu Gunsten von ihnen. Man interpretiert das Gesetz so, dass es ihrer Haltung passt. Das Ergebnis ist leider der Verlust des Glaubens in die Gerichte und man traut ihren Worten nicht mehr. Eine verehrende Situation und diese öffnet der Korruption Tür und Tor. Indem kann man feststellen, dass man sein Wort nach Beliebigkeit verbiegen kann und dies hat keine Konsequenzen für solche Menschen. Natürlich hinterlässt solch ein Wortbruch eine gewaltige Enttäuschung beim Volk. Das Wort verliert seinen Wert und das Volk übt sich nun in Vergesslichkeit, weil das Wort keinen Wert mehr hat.
Wenn man denkt, ja das passiert nur in Afrika, dann täuscht man sich gewaltig, denn die Zollhämmer von Trump sind ein Beispiel von Wortbruch und willkürlicher Interpretation von Verträgen und Zusagen. Man verlässt sich nicht auf offensichtliche Kompromisse von Verhandlungen. 15% ist nicht gleich 15% Zoll. Er kann offenbar anderswo noch zusätzlichen Zoll auf andere Produkte nach Beliebigkeit erheben!
Johannes heute an Weihnachten deutet auf ein anderes Wort hin. Ein Wort, das immer von Anfang an da war und aus ihm alles erschaffen worden ist. Dieses Wort war bei Gott, und ist Gott selber. Also dieses Wort hält, was es verspricht und ist zuverlässig. Dieses Wort ist Wirklichkeit und das Wort wird in die Tat umgesetzt wie Jesaja uns dies sagt „ so ist es auch mit meinem Wort, das meinen Mund verlässt: es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe“(vgl. Jes 55,11). Nun, dieses Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Das heißt, dass Gott uns im fleischgewordenen Wort einen neuen Anfang ermöglicht. Er selbst kommt in Form eines wehrlosen Kindes zu uns und stellt sich unter die Obhut eines Menschen. So ist er selber uns greifbar nahe. Gott zeigt im Wort seine Liebe und Sehnsucht für die Menschen.
In Jesus Christus ist dieses Wort Mensch geworden, verletzbar, sterblich. Dieses Kind Jesu setzt sich der Verfolgung, dem Hunger und allen Schönheiten und Widrigkeiten dieses endlichen menschlichen Lebens aus. Gotteswort ist verlässlich und erfüllt, was die Propheten von alt angekündigt haben, nämlich die Menschwerdung Gottes in unserer Welt. Die Menschwerdung Gottes zeigt, dass der christliche Glaube keine Spekulation ist, keine Ideologie oder Wunschvorstellung des Menschen. Christentum ist deswegen keine Erfindung des Menschen und keine Projektion des Menschen, wie Feuerbach dies meinte, sondern Gottgewollt. Gott kommt zu uns durch die Bereitschaft einer Jungfrau Maria, die sagte „mir geschehe nach deinem Wort“ So empfing sie den Sohn des Höchsten und mit ihr ist die Menschwerdung Gottes vollzogen.
Was nehmen wir mit nach Hause an Weihnachten? Sicherlich die Freude auf die Geburt und Menschwerdung Gottes, der nun unter uns wohnt. Wir stellen fest, dass das wehrlose Kind Jesus doch Gott ist und stark und dies erhellt unserer Weihnachtszeit. Er ist Trost für alle, die sich an Weihachten in Trümmerhaufen befinden, deren Leben gescheitert ist und neu beginnen müssen. Auch können wir nur seine Stimme hören und zum Frieden gelangen, wenn wir still werden. An Weihnachten sind wir dankbar, dass wir nicht durch Zufall entstanden sind, sondern von Gott gewollt, der immer da war und ist, der mit den sterblichen Menschen solidarisiert und wir Menschen tun es auch mit Gott. So wie er sich an uns verschenkt, verschenken wir uns an die Menschen, die uns brauchen. Zu Weihnachten nehmen wir wahr, Gott wird uns nicht enttäuschen. Auf ihn ist Verlass, wir können auf ihn bauen.
Beten wir, dass seine Menschwerdung uns Freude, Dankbarkeit und Trost bringt. Denn das Wort ist Fleisch geworden und wohnt unter uns… Amen.