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Pfingstsonntag im Jahreskreis C

Pfungen 8. Juni 2025

Pfingstsonntag im Jahreskreis C, 8. June 2025

Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen zu reden (Apg 2,4)

Liebe Mitchristen,

Pfingsten kennen wir als das Fest des Geistes Gottes. Pfingsten ist die Vollendung von Ostern. In der Apostelgeschichte hören wir von dem Evangelist Lukas. Lukas ist bekannt als der große Erzähler. Dies erkennen wir, als er seine grandiose Kindheitserzählung, vor allem über die Geburt Christi, erzählt hat. Diese Erzählung berührt die Herzen der Menschen über Generationen hinweg und prägt auch die Malerei und die Vorstellung von Gott, der Mensch wurde. Heute setzt er fort mit den Geschichten des Todes und der Auferstehung Jesus, besonders das Herabkommen dieses Geistes Jesu über die Apostel an Pfingsten. Lukas überlegt, wie er von dem Geist Gottes erzählen kann und verständlich machen kann, so dass man ihn sich vor Augen führen kann.

Lukas kennt die Sehnsucht und die Erfahrung seiner Gemeinde. Er zeigt, wie der Geist Gottes zu den Menschen kam. Lukas platziert dieses Ergebnis in Jerusalem und zwar am jüdischen Pfingstfest, am fünfzigsten Tag nach dem Paschafest der Juden und nennt es Pentekoste. Lukas beginnt mit einem Brausen, dann steigert er auf einen Sturm. Die Ankunft des Heiligen Geistes nennt er «Wind» und verbindet dies mit dem Zungenfeuer, welches auf jeden von den Aposteln herabkam. Lukas vermittelt, dass Pfingsten nicht einem Gedankenbild des Menschen entsprungen ist, sondern von außen auf den Menschen herabgekommen ist. Dieser Geist ist größer als unser Geist und unverfügbar. Der Geist weht wo er will.

Lukas erzählt, dass Zungen jedem von ihnen erschienen sind. So klingen die Zusammenhänge zwischen Zungen und Sprache schon an. Diese Zungen sind ungreifbar wie Feuer, gemeint ist wohl im Sinne von Sprache. Tatsächlich benutzen viele Völker ein gleiches Wort für Zunge und Sprache zugleich. Für Lukas, was da passiert ist, braucht es Zunge, braucht es Sprache und braucht es Wahrnehmung. Das Sprachwunder bedeutet nicht, dass wir nie mehr eine Sprache lernen müssen oder neue Buchstaben, sondern wir hören Gottes große Taten in unseren eigenen Muttersprachen. Die Betonung ist auf «Hören»! Alle Menschen werden einstimmig und sehen einander als Brüder und Schwestern in Christus.

Da Lukas ein Zeugnis braucht, versammelt sich auch hier wieder eine Menschenmenge, um das Pfingstereignis darzustellen. Er zeigt das Herabkommen des Geistes Gottes an die Menschen und es ist relevant für die ganze Welt, so zählt er alle die dabei waren und dieses Wunder miterlebt haben. Der Höhepunkt ist das Sprachwunder. Egal aus welchem Teil der Welt man kam, verstand jeder die frohe Botschaft Christi in seiner Muttersprache und zwar, wie sie Gottes große Taten verkünden. Die Pfingsterzählung des Evangelisten Lukas ist genauso wirkungsvoll wie seine Weihnachtserzählung. Auch hier prägt es bis heute die Glaubensvorstellungen und dient als Grundmotive der Malerei. Die Datierung wurde sowohl in unseren Kalender als auch in unsere Liturgie aufgenommen und festgeschrieben.

Heute merken wir, wie nötig wir den Heiligen Geist brauchen. Wie nötig wäre es, ein Sprachwunder zu erleben, Verständigung über alle Grenzen hinweg? Wie nötig wäre es, wenn Menschen nicht nur die eigenen Taten preisen, oder die eigenen Produkte loben, sondern Gottes große Taten sehen und rühmen? Wie nötig wäre es, wenn alle mit einer Zunge reden würden, die Wahrheit mehr verpflichtet als die Machtinteressen. Die Pfingsterzählung des Lukas erinnert uns daran, dass Gottes Geist bereit ist, sich auf Menschen niederzulassen und sie zu begeistern. Pfingsten ist deswegen weniger ein Ereignis der Vergangenheit, als eine aktuelle Sehnsucht des Menschen. Mit Liebe und Freude, mit Frieden und Geduld tragen wir alle zur Vision des Pfingsten und einer Welt bei, wo Freundlichkeit, Güte und Treue mit Sanftmut und Selbstbeherrschung erlebbar werden. Der jahrhundertealte Ruf Veni Sancte Spiritus – “Komm herab, o Heiliger Geist”- bringt diese pfingstlerische Sehnsucht des Menschen zum Ausdruck.

Beten wir nun, dass der Heilige Geist auf alle herabkommen möge. Er leitet die Kirche Jesu Christi weiterhin durch den Sturm hindurch, bis wir alle die Gemeinschaft mit Gott am Ende des Lebens erleben dürfen… Amen.