Pfungen 18. April 2025
Karfreitag Meditation im Jahreskreis C, Pfungen 18. April 2025
Thema: Hoffnungslos:
Das Leben beginnt immer wieder hoffnungsvoll, aber das Ende bleibt offen. Die hoffnungsvollen Erfahrungen verdunkeln sich. Es scheint schier zu verzweifeln! Der Blick auf eigene Lebensorgane, auf die Schicksale der Menschen in unserem Umfeld, oder auf die aktuelle Nachrichtenlage scheinen die Hoffnung zu ersticken. Die Hoffnungsspuren der Güte und Liebe, in denen der Glaube Gottes Nähe in dieser Welt erhofft, sind sie nicht trügerisch? Wie sollen sie standhalten gegenüber der brutalen Todesmacht von Unrecht und Gewalt oder die Blindheit gegenüber der Schöpfung Gottes? Ist am Ende nicht doch alles hoffnungslos? Der Weg des österlichen Triduums führt von den hoffnungsvollen Anfängen liebevoller Gemeinschaft und Hinwendung zum anderen am Gründonnerstag durch die Ohnmacht am Ölberg am Karfreitag und weiter in die erschöpft-ratlose Stille am Karsamstag. Hier scheint die Geschichte Jesu hoffnungslos zu enden.
Wie viele Menschenschicksale spiegeln sich in dieser Hoffnungslosigkeit! «Seht mein Knecht wird Erfolg haben» (Jes 52,13). Diesen Satz aus dem Prophetenbuch stellt die Karfreitagsliturgie gegen die überwältigende hoffnungslose Todesmacht. Wie ohnmächtig wirkt diese gegen alle Hoffnung artikulierte Hoffnung! Aber das ist vielleicht die zwar so unscheinbare-schwache, aber doch überlebenswichtig Hoffnungsspur des Karfreitags: »Seht der Mensch». Mit anderem Worte, nur wer den Blick nicht abwendet, kann überhaupt dem verrückten Gedanken Raum geben, das am Kreuz – im Kreuz – Hoffnung sein könnte, wie es diese Feier gegen allen Augenschein behauptet.
«Kreuz, auf das ich schaue, / steht als Zeichen da; / der, dem ich vertraue, / ist in dir mir nahe» – so wird in einem Karfreitagslied gesungen und versucht damit die Passion als «Hoffnungszeit» zu verstehen. «Tut dies zu meinem Gedächtnis» Dieser Auftrag gilt auch am Karfreitag für die Erinnerung an all das Leid und die Ohnmacht der Geschichte, konzentriert in der Enthüllung des Kreuzes – das Leid unserem Blick aussetzen, eine Herausforderung unserer Hoffnung. Hoffnungslos. Ob ich dieses Wort nicht als Adjektiv, sondern auch als Substantiv hören kann? So hoffnungslos der Karfreitag schient, vielleicht ist der Blick aufs Kreuz unser «Hoffnungslos» – das Los der Hoffnung, das uns Christen aufgetragen und anvertraut ist im Blick auf die Leidensgeschichte dieser Welt. Die Hoffnungslosigkeit nicht zu verdrängen, sondern im Blick auf das Kreuz ernst zu nehmen, um doch in der Haltung der Hoffnung hineinzufinden, bleibt lebenslang eine Herausforderung. Ja das Los unseres Menschseins, unserer Menschlichkeit. Ende offen. Amen.
Vgl. Martin Rohner «Hoffnungslos» in Gottesvolk, Verlag katholisches Bibelwerk, Seite 307, 2025