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Gründonnerstag im Jahreskreis C

Pfungen 17. April 2025

Gründonnerstag im Jahreskreis C, Pfungen 17. April 2025

Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr auch so handelt, wie ich an euch gehandelt habe (Jon 13, 15)

Liebe Mitchristen,

Ein Pfarrer in Deutschland war im Gespräch mit einem seinem Kollegen über die Fusswaschung, vor allem welche Kandidaten nimmt er für die Fusswaschung. «Auch in diesem Jahr ehren wir durch die Fusswaschung jene Frauen und Männer, die sich in unserer Gemeinde besonders verdient gemacht haben». Lautet die Worte dieses Pfarrers im Bezug auf die Gründonnerstagsliturgie. Heute wenn man im Internet verschieden Pfarrblättchen der Gemeinden recherchiert, so stellt man fest, dass so ein Verständnis und Haltung gar nicht so selten zu sein scheint. Dazu auch die Feststellung, dass manche Leitung der Gemeinde eher ein anders leichtes Symbol nehmen, welche für das Volk weniger peinlich nehmen. Denn die Fusswaschung ist viele Leute zu intim, oder sie verbinden es mit der Sklaverei, wo Sklaven ihren Meistern dem Fusse wuschen. Das Faktum von der Missbrauchsskandale erschwert für manche die Umsetzung der Fusswaschung.

Es stellt sich aber die Frage, ob wir es nicht eher seltsam finden, wenn die Fusswaschung als quasi Belohnung benutzt wird für Engagement in die Kirche? Ein Art Heiligsprechung für die Freiwilligenarbeit, welche wir ohne Zweifel sehr schätzen!  Auch in Nigeria werden Gläubigen die Anfrage des Pfarrers als eine Ehre und sind sehr gerne bereit sich als Kandidaten zu Verfügung zu stellen, die Als Jesus seine Jungen die Füsse wuscht, verteilte er keine Auszeichen für besondere Verdienste. Stattdessen sagt er, dass er ihnen ein Beispiel dafür gibt, wie sie auch in Zukunft alle handeln sollen, die auf ihnen zukommen, wie er selber jetzt gehandelt hat. Es sollte auch nicht einmal am Gründonnerstag geschehen, sondern immer im Dienst gegenüber einander, ja im echten Leben, sollen sie vor einander niederknien und einander dienen.

Ritualisierung sind verführerisch. Sie stehen in der Gefahr, das, was sie eigentlich tradieren wollen, ins Harmlose zu verfälschen. Davon erzählt der Evangelist Johannes durch seinen Dialog zwischen Petrus und Jesus: «Niemals sollst du mir die Füsse waschen!», so Petrus. «Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir». Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füsse, sondern auch die Hände und das Haupt». Heute besteht die Gefahr, dass wir diese Antwort des Petrus als eine begeisterte Zustimmung zu verstehen! Als konnte Petrus am Ende gar nicht genug vom Jesus kriegen! Dem ist es aber nicht so. Was Petrus tatsächlich ins Spiel bringt und verstanden hat, sind die übliche rituellen Waschungen, mit denen ein Jude damals vor Gott als rein und gerecht hintreten konnte. Das Jesus mit seiner Fusswaschung und als Beispiel für Dienst an anderen meint, kommt Petrus gar nicht in den Sinn. Dabei könnte er dies aus dem Leben Jesus längst wissen müssen. Eigentlich ist Jesus kein Mann der grosse Rituale. Er bevorzugte kein Aufenthalt im Tempel sondern auf die Strassen und in den Wohnhäusern der Menschen. Dabei liess er den Menschen von der Liebe Gottes erfahrbar durch seine Worte und Heiligen machen.

Er zitiert keine frommen Worte, wo immer Menschen auf Vergebung hoffen, sondern berührte und umarmte, küsste und weinte, kniete im Staub und heilte sogar mit Spucke. Er verkündet und lebt einen Gott, der konkret und nah ist, der sich reinkniet in menschlicher Not und der sich wie heute im wahrsten Sinne des Wortes die Schürze umbindet, um sich mit dem Dreck unseres Lebensweges abzugeben. «Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe». Dieser Liebesdienst ist dem Evangelist Johannes so wichtig, dass er dies an Stelle von Abendmahlbericht stellt und zwar im Gegenteil zu den Synoptikern. So ist die Eucharistie auch ein Liebesdienst Jesus an seinen Jüngern und an uns, eine Anteilnahme am Lebensstill Jesu. Ich lade euch darum ein, wie Jesus an einen so ein Liebesdienst im Alltag zu vollziehen, ohne Scheut oder Scham…Amen.