Pfungen 29. Juni 2025
Hochfest Petrus und Paulus im Jahreskreis C, Pfungen 29. Juni 2025
Es kam ihm vor, als habe er eine Vision (Apg12, 9)
Liebe Mitchristen,
Christenverfolgung ist eine Realität vieler Christen in der Welt von heute. An Hand der christlichen Verfolgung und Ermordungen in Nigeria, versuche ich ihnen, dies nahe zu bringen. Seit Jahren werden Christen in Nigeria durch Terrorgruppen entführt, ermordet, hingerichtet, verbrannt oder an irgendeiner Ecke verscharrt. Die Fulani Gruppe überfällt ein ganzes Dorf und löscht alles Leben darin aus, dann übernehmen sie den Ort als ihr Eigentum. Neuerlich wurden 200 Christen in Benue State von der Fulani Terror Gruppe ermordet. Unser neuer Papst Leo der 14. fand noch Zeit, sich zu diesem jüngsten Ereignis zu äussern. Sowohl Ordensleute als auch gläubige Christen werden seit Jahren entführt und umgebracht. Sobald eine solche Entführung stattfindet, ordnet man Gebete und Messen für die Befreiung der Betroffenen an. Es folgen bange Tage und Wochen mit ungewissem Ausgang. Wenn es glimpflich gut ausgeht, werden sie manchmal von den Vigilanten und Leuten vor Ort befreit. Wenn es hingegen einen schlechten Ausgang hat, so werden ihre Leichen irgendwann gesichtet und abgeholt und dann natürlich begraben.
So sind die Strassen Nigerias voller Risiko und wer sich auf eine solche lange Fahrt begibt, setzt sich einem grossen Risiko aus. Andere, die es sich leisten können, nehmen das Flugzeug, wobei die Kosten eben auch in die Höhe gegangen sind. Offenbar steht die jetzige Regierung den Terroristen machtlos gegenüber und ist nicht in der Lage, die primäre Funktion eines Staates, nämlich die Sicherheit ihrer Bürger, für Leib und Gut, zu schützen. Andere zahlen horrendes Lösegeld, um aus der Schlinge der Kidnapper zu entkommen. Jene, denen eine Befreiung gelungen ist und sie lebend ihre Geschichte erzählen können, sprechen oft von einem Wunder und ihre Befreiung sei wie ein Traum. So wird die Geschichte von Petrus und seiner Gefangenschaft und Befreiung eine Geschichte sein, welche den Christen Nigerias und in anderen Teilen der Welt, wo Christen verfolgt werden, die so gut bekannt ist.
In der heutigen Lesung war für Petrus seine Befreiung wie ein Traum. Träume und Visionen haben jedoch eine schlechte Karte in unserer modernen Welt von heute, da sie nicht als glaubwürdig angesehen werden. Doch Träume und Visionen stehen im Zentrum der christlichen und biblischen Erzählungen und sind Hoffnungsspuren des Alten und Neuen Testamentes. Petrus Erlebnis heute erinnert uns an die Ostererfahrung, nämlich eine Befreiung aus dem Tod, aber auch an die Befreiung des Volkes Israels aus Ägypten. Damals hat der Herr das Geschick Zions gewendet und es kam ihnen wie ein Traum vor. Die Befreiung Petrus aus dem Kerker vergegenwärtigt die Zentrale und die biblische Hoffnung, welche sich auf die Tradition und den Glaube des Volkes Israels gegründet ist. Dies zeigt sich am Schicksal Jesu, der seine Botschaft von Befreiung aus der Gefangenschaft sehr gerne predigte. Nur wer Zeugnis davon trägt, kann sich den Anspruch nehmen, der «Felsen» und das Fundament der Kirche zu sein.
Am Fest von Petrus und Paulus feiern wir im Grunde genommen zwei unterschiedliche Glaubensboten und bekräftigen damit die Vielfalt der Glaubensrichtungen, aber in Einheit mit der Kirche Jesus Christus. Zugegeben diese Pluralität bleibt eine Herausforderung für die Kirche, damals und heute. Es gibt uns den Hinweis, dass es ein katholischer, wahrer Glaube sicherlich nicht ohne Spannungen und Konflikte bezüglich Pluralität und Einheit geben kann.
Wir beten darum heute für die Befreiung aus verschiedenen Gefangenschaften, in welchen die Menschen sich heute befinden. Gott befreie sie aus der Gefangenschaft von Angst, Not und Trauer angesichts des Todes. Er befreie sie aus der Gefangenschaft von unrechtmässiger Unterdrückung und Gewalt, von Konsumsucht, Hass, Macht, Lieblosigkeit, sowie Glaubenslosigkeit der modernen Menschen. Beten wir, dass in der Suche nach Gott, Raum für Erstaunen, manchmal zweifelnd, aber auch die Erfahrung ist, dass wir von unseren Gefangenschaften befreit werden können. Möge die Kirche ein Ort sein, wo Menschen sich aus manchen Gefangenschaften befreien können, und dies wie einen Traum erleben … Amen.