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3. Ostersonntag im Jahreskreis C

Pfungen 4. Mai 2025

3. Ostersonntag im Jahreskreis C, Pfungen 4. Mai 2025

Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich (Jon 21.16)?

Liebe Mitchristen,

Lieben sie jemanden oder haben sie jemanden lieb? Diese Frage kann harmlos erscheinen, denn bestimmt haben sie sicherlich jemanden lieb oder gar, sie lieben diese Person sehr. Schwieriger wird der Fall, wenn die Frage weitergeht, nämlich worauf können sie diese Liebe begründen? Auch diese zweite Frage wäre für Petrus schwieriger, ja beschämend, denn er hat doch Jesus dreimal zuvor verleugnet! Genau das wollte Jesus mit seiner Frage nicht, auch wenn die deutsche Übersetzung dies suggestiert. Im griechischen Original meint Jesu mit der Frage nach der Liebe, eher eine bedingungslose Hingabe. So wurde es besser übersetzt.

«Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mit hingebender Liebe (agape) mehr als dieser?» Petrus Antwort lautet: «Ja, Herr, du weisst, dass ich dich mag (philein)». Zum zweiten Mal heisst es: «Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mit hingebender Liebe?» seine Antwort ist; «Ja Herr, du weisst, dass ich dich mag». Zum dritten Mal fragt Jesus den Petrus, «Simon, Sohn des Johannes, magst du mich?». Er antwortet, Herr, du weisst alles; du weisst, dass ich dich mag». Von dieser Liebesfrage merken wir, dass Jesus von der hingebenden, grossen Liebe herabsteigt auf das Beziehungsniveau. Denn das ist, was Petrus Jesus jetzt anbieten kann! Nämlich eine Freundschaft, mehr vermag er jetzt nicht anzubieten.

Sicherlich verbinden wir die dreimalige Liebesfrage an Petrus mit seiner dreimaligen Verleugnung von Jesus vor seiner Kreuzigung und das erklärt, warum Petrus traurig wurde. Doch in der Fragestellung Jesu an Petrus ist keine Beschämung, sondern eine Annahme dessen, was Petrus derzeit in der Lage ist, Jesus anzubieten, nämlich nur eine Freundschaft. So erklärt sich die Aufgabe «Weide meine Lämmer, weide meine Schafe». Jesus sieht weiter und zeigt auch Petrus, wohin seine Freundschaft führen und umgewandelt werden könnte. Jesus sagte «Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtelt und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst».  So wird Petrus im Alter und in Zukunft die hingebende Liebe lernen. Er wird über seine gegenwärtigen Grenzen hinausreifen und seinem Meister nahekommen, der seine Liebe zu den Menschen bis zum Kreuz vollzogen hat.

Jesus Blick auf Petrus ist mehr und er sieht in Petrus noch Potenzial und er lässt ihm in seiner Anfrage davon wissen. So bewahrt er Petrus davor, sich selbst auf seine unrühmliche Vergangenheit oder seine gegenwärtige Wirklichkeit festzulegen. Jesus öffnet ihm das Grosse und Gute, das in ihm steckt, als bleibende Entwicklungsrichtung nach vorne. Manchmal nennt man diese Art der Liebe, eine «Hebammenkunst». Das ist die Erfahrung einer Liebe, die den Petrus annimmt, wie er ist, um aus ihm herauszulieben, der er sein kann. Vielleicht ist das die richtige Antwort und schönste Form nach dem Erkennungszeichen der Liebe.

Während wir die Auferstehung Christi feiern, lasst uns beten, dass wir von dem Bereich der Freundschaft zu einer hingebenden Liebe für Gott und den Nächsten kommen.  Amen.