Pfungen 17. November 2024
33. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 17, November 2024
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen (MK 13,31)
Liebe Mitchristen,
Die Bilder, welche die heutigen Lesungen uns anbieten, sind erschreckend und können Ängste auslösen. Sicher leben wir in Zeiten der Not und dies wird uns täglich und aktuell vor Augen geführt. Spätestens wenn wir die Ereignisse der letzten Jahre in Erinnerung rufen, dann denken wir an Corona Pandemie, Krieg in der Ukraine, Gaza, Libanon, Sudan, Naturkatastrophen wie Hitze, Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöte. Die Verunsicherung wird nicht weniger, wenn wir sehen, wie politische Kräfte sich nach rechts verschieben, extremistische Machthaber, die nach Weltmacht streben, dazu Hass und Gewalt durch Extremisten, die Anschläge, die die Welt Angst und Schrecken versetzen. Wir spüren die Ohnmacht der Menschen und die Frage, wohin die Welt steuert, wird dringend. Selbst in der Kirche ist die Müdigkeit der Gläubigen und schrumpfenden Herde ein Grund für Besorgnis. Man spürt Einsamkeit, sowohl bei Jugendlichen als auch bei älteren Menschen und das Bedürfnis nach Trost wird aktuell. Nicht wenige Zeitgenossen von uns sprechen angesichts der aktuellen Geschehnisse von apokalyptischen Zeiten.
In den letzten Wochen des Kirchenjahres lesen wir jedes Jahr von solchen düsteren Bildern, vom Ende der Zeiten und Endzeitszenario. In den heutigen Texten von Markus bedeutet Apokalypse auch Offenbarung und zwar die Offenbarung der Herrschaft Jesus Christus, als Herr der Schöpfung und als Herr der Geschichte und somit Herr der Zeit. Falsch wäre es, wenn man daraus hört, das Ende der Zeiten herauszufordern oder herbeizuführen. Denn sowohl die Lesung aus dem Buch Daniel als Markus Text sprechen von der Rettung durch Gott in den Zeiten der Not. Gott sendet Michael und seine Engel aus. Dort heißt es: «Und er wird die Engel aussenden und die von ihm auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels (Mk 13.27).” Die Zeit zwischen jetzt und die zweite Ankunft Jesus Christus wird als Wartezeit bezeichnet. Zugegeben, viele finden diese Wartezeit angesichts der aktuellen Ereignisse sehr schrecklich und unerträglich. Christus muss doch dem Schrecken durch sein Eingreifen ein Ende bereiten! Wieso lässt Gott alles zu und wieso bereitet er der Bosheit des Menschen nicht ein Ende, fragen Sie? Dabei vergessen wir sehr schnell, dass Gott Herr über die Zeit ist und wir für ihn nicht bestimmen können, wann und ob er eingreifen muss.
Entgegen manchen Endzeitpropheten heißt es heute, dass niemand die Zeit weiss, wenn die zweite Ankunft des Herrn Jesus Christus eintrifft. Niemand kennt den Tag noch die Stunde, nur Gott selbst. Darin steckt auch die Botschaft von Hoffnung. Wie nehmen wir die Liebe Gottes wahr, die niemand zerstören kann, selbst alles Böse der Welt nicht, auch nicht durch apokalyptisch falsche Propheten! Die Gemeinschaft aller, die durch die Liebe Gottes zusammengeführt werden, ist größer als alle Erschütterung der kosmischen Welt und hält länger als Himmel und Erde. Die Macht und Herrschaft Gottes übersteht alle Mächtigen der Welt und alle, die uns durch Hass und Gewalt in Angst und Schrecken versetzen wollen.
In unsicheren Zeiten besteht die Gefahr und die Menschen tendieren überstürzt und unüberlegt zu handeln oder in Resignation zu verfallen. Manche ziehen sich zurück in ihr Schneckenhaus oder ihr Dasein wird von Angst bestimmt. Terroristen und Diktatoren wollen gerade das erreichen, doch dürfen wir ihnen das Feld nicht überlassen. Lassen wir uns prägen und bestimmen von Gott der Liebe und Gott, der uns nicht im Stich lässt, selbst in den dunkelsten Moment unseres Lebens. Gott, der in die Geschichte der Menschen eingeht, schenkt uns neue Hoffnung durch seine Rettung. So öffnet er uns eine neue Zukunft, in der wir Gerechtigkeit, Rettung, Heil und Frieden erfahren werden. Denn Himmel und Erde werden vergehen, doch seine Worte, ja seine zuversichtliche Hoffnung, welche er uns heute zuspricht, werden nicht vergehen.
Die heutigen Texte zeigen auch, dass nichts von alledem, was wir im Alltag anstreben und krankhaft nachjagen, einen ewigen Bestand hat. Weder Reichtum, noch Macht, Familienglück, beruflichen Erfolg, Schönheit und Gesundheit, Liebe und Partnerschaft, sogar die Freundschaft nicht! Sie alle sind letztlich der Vergänglichkeit unterworfen. Aber auch das menschliche Versagen und Katastrophen, Hass, Kriege, Krankheit, Leid und Tod, all das ist nicht von Dauer und Ewigkeit geprägt, sondern sie werden eines Tages enden. Was nur von Dauer ist und lässlich zu vertrauen ist, kann nur Gotteswort an uns sein. Beten wir, dass wir uns nicht von den düsteren Bildern unserer Zeit so erschrecken lassen, dass wir die Liebe und Rettung Gottes vergessen. Lasst uns nur unsere Gesichter hinhalten auf Gott, der uns in seiner Liebe nicht allein lässt, selbst in den dunkelsten Momenten unseres Daseins…Amen.