Pfungen 16. November 2025
33. Sonntag im Jahreskreis C, Pfungen 16. November 2025
Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen (Lk 21,19)
Liebe Mitchristen,
Standhaft zu bleiben angesichts der Katastrophen, die uns das Evangelium vor Augen stellt, ist sehr schwierig. Wir hören von der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, einem Ort, wo Menschen sich versammeln, um mit Gott ins Gespräch zu kommen! Kriege und Unruhen, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte. Und als ob dies nicht genug wäre, werden dazu Verfolgungen und Hass durch die eigene Familie dazukommen. Kann man hier wirklich standhaft bleiben? Das ist eher schwierig. Wie reagieren wir schon, wenn wir Einkaufen gehen und dabei feststellen, dass der Preis von Toilettenpapier stark reduziert wird? Viele überlegen nicht viel und prompt machen sie Panikeinkäufe, selbst wenn sie diese Menge gar nicht brauchen und kein Toilettenpapiermangel herrscht. Besonnenheit verlangt, dass man nicht kopflos wird und manche Menge an Toilettenpapier in das Regal zurücklegt.
Lukas in seinem Evangelium heute mahnt seine Zuhörer und Zuhörerinnen nicht in Panik zu geraten und unüberlegte Dinge zu tun. Fakt ist, Jesus macht uns darauf aufmerksam, dass gewaltige Veränderungen eintreten werden und vieles wird nicht mehr sein, wie es einmal war. Die Zerstörung des Tempels ist nicht etwa leichte Kost zu erleben. Es ist nicht irgendeine Kirche. Die Kirche in Jerusalem symbolisiert die Beständigkeit, wo man an die Wurzel des Glaubens kommen kann und die Verlässlichkeit Gottes erfahren kann. Dieser Ort des Gebetes und der Opferung wird zerstört werden. Das ist für die Juden damals unfassbar, ja eine Katastrophe. Damit verliert die Gemeinde ihren Halt und Mittelpunkt der Verehrung Gottes. Wenn der Tempel weg ist, wo soll man noch Gott erfahren, ja ansprechen können? Als ob das nicht genügt, werden Kriege herrschen, Naturkatastrophen sollen eintreten und schreckliche Dinge geschehen. Kriege in Europa, Inflation, Energiekrise, Zollhammer von Trump und eine bis jetzt ungebremste Klimakatastrophe sind schon Realität geworden. All das was hier erwähnt wird, geschieht bereits in unserer Zeit!
Von der Verfolgung der Christen wird in letzter Zeit immer wieder berichtet, besonders im Norden Nigerias. Sicherlich können all diese Dinge für eine Verwirrung unter den Gläubigen sorgen. Da kann es einem Angst und bange werden. Die Polarisierung der Gesellschaft bereitet schon vielen Sorgen. Die Reaktion auf solche Ankündigungen und konkrete Erlebnisse werden individuell sein, manche geraten in grosse Angst, während andere es auf die leichte Schulter nehmen. Es wird die einen in ihrer Persönlichkeit stärken und für andere eine grosse Herausforderung bleiben. Wir stellen fest, die Zeiten sind herausfordernd und die Frage nach dem, was heute überhaupt noch gilt, wird sich aufdrängen. Wer oder was gibt uns heute die notwendige Stabilität, die wir brauchen?
Natürlich kann man die Sehnsucht der Menschen nach einer schnelleren Antwort auf diese Herausforderungen unserer Zeit verstehen. Leider hat Jesus seine Zuhörer und Zuhörerinnen kein Versprechen aufgegeben, dass alles beim Alten bleiben wird. Auch nicht, dass sie sogar als Gläubige verschont werden! Bestimmt bleiben sie für alle eine Herausforderung und belastend. Er gibt uns nur Hinweise, was man nicht tun soll, nämlich nicht in Panik zu geraten und kopflos handeln. Jesus rät stattdessen inne zu halten, ruhig zu bleiben und Gott zu vertrauen. Wir sollen uns auf die Herausforderung einlassen. Der Grund ist, dass er immer mitgeht, uns mitträgt, egal was kommen mag! Dazu haben wir kein Anrecht auf Glück, auf sorgloses oder leidfreies Leben, auf ein Leben als Gläubige ohne Kreuz! Gott ist der Horizont eures Lebens, der euch näher ist als ihr es glaubt und in ihm sind wir geborgen.
In dieser Nüchternheit und Vertrauen liegt die Kraft, anzunehmen, was der Zeitspanne unseres Lebens zugemutet wird, um es nach Kräften selbst zu gestalten. In diesem Sinne schauen wir nach vorne und gehen mit Gottvertrauen in die Welt von heute… Amen.