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5. Ostersonntag im Jahreskreis C

Pfungen 18. Mai 2025

5. Ostersonntag im Jahreskreis C, Pfungen, 18. Mai 2025

Liebt einander wie ich euch geliebt habe (Jon 13, 34)

Liebe Mitchristen,

Liebe gehört zu den Worten die missverstanden und am meisten missbraucht werden. Philosophen, Psychologen, Dichter und Filmemacher reden davon und heute redet das Evangelium davon. Jesus Liebesforderung ist sehr anspruchsvoll «Liebt einander – wie ich euch geliebt habe». Wie hat Jesus uns denn geliebt? Es war eine hingebende Liebe, sich restlos verausgaben am Kreuz. Seine Liebe besteht darin, sich weggeben, sich hingeben, leben und sterben für andere. Dieser Auftrag Jesus ist heute gleich seinem Testament und wenn sie lieben wie er, werden sie mit ihm verbunden sein, selbst nach seinem Tod am Kreuz.

Jeder Mensch wünscht sich, geliebt zu werden und lieben zu können. Wenn das Christentum Jesus Liebesforderung erfüllen würde, wäre es das Paradies auf Erden, wäre es eine neue Ausstrahlung für andere. «Seht wie sie einander lieben» war die Bemerkung von nicht Christen an die frühchristlichen Gemeinden. Gerade diese Wirkung ihres Lebens zog andere an. Wäre das heute nicht wieder ein eindrucksvolles Zeugnis gegenüber Lieblosigkeit oder Machtdemonstration, welche in unserer Gesellschaft heute sehr verbreitet ist?

Im Grunde sind wir Menschen doch zur Liebe geboren. Denn dadurch wird unser Leben sinnvoll, Angst und Zweifel verschwinden. Zu lieben fällt uns nicht immer leicht. Manche können mit dem Wort nicht viel anfangen und empfinden es als eine Schwärmerei. Für viele ist es sehr schwer nach dem Vorbild Jesu zu leben, besonders wenn man streng erzogen ist und nur Gebote und Forderungen kennt. Andere haben eine Enttäuschung mit Mitmenschen erlebt und nun hemmt sie das Misstrauen. Solche Menschen zu lieben, ja sogar zu ertragen, fällt ihnen schwer. So merken wir, dass geliebt werden schon ein sinnlicher Wunsch des Menschen ist, doch das grösste Hindernis steckt in uns. Wer vermag schon so zu lieben wie Jesus? Man kann sich schon durchdringen zu Nettigkeiten und zur Pflichterfüllung. Aber mit ganzem Herzen Freunde und Feinde zu lieben, scheint eine Herkules Aufgabe zu sein.

Liebe ist etwas, das aus der Tiefe des Menschen kommen soll, nicht aufgesetzt und verkrampft. Ohne vom Geist Gottes und Jesus erfüllt zu sein, kann niemand lieben wie Jesus es getan hat. Nur Jesus kann uns solch ein neues Herz schenken und somit lebt und liebt er dann durch uns weiter. Es gibt Menschen die es als einen Durchbruch sehen, wenn sie von der Liebe Gottes überwältigt werden. Andere wachsen langsam hinein und stellen fest: ich bin tatsächlich innerlich freier und offener geworden gegenüber den Menschen und somit fähiger zu echter Liebe. Das Werkzeug zum Erreichen solcher Liebe ist das Gebet und die Stille Versenkung in Gottes Liebe. Hier bin ich empfänglich und kann mich beschenken lassen. Dazu ist ein echter Kontakt zu den Menschen, die uns in der «Kunst des Liebens» voraus sind gut. So ist die Erfahrung mit solchen Menschen ein echter Impuls, selber in der Liebe zu wachsen. Wir sind dann wie ein Brunnen, der Wasser empfängt und weiter fliessen lässt. Wenn man es zurückhält, verstopft es sich selber und nichts kann mehr nachfliessen. Die Erfahrung zeigt, wenn wir anderen mit Liebe begegnen, wächst in uns wieder die Liebe. In dem wir uns beschenken lassen, werden wir selber immer neu beschenkt.

Gehen wir nun diese Woche in die Schule der Liebe und lernen was es heisst, einander zu lieben wie Jesus uns geliebt hat… Amen.