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29. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 20. Oktober 2024

29. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 13. Oktober 2024

Bei euch aber soll es nicht so sein…wer bei euch gross sein will, der soll euer Diener sein (Mk 10.43)

Liebe Mitchristen,

Markus schildert in seinem Evangelium immer stärker den Leidensweg Jesu nach Jerusalem. Zum dritten Mal kündigt Jesus seinen Jüngern sein bevorstehendes Leiden und den Tod am Kreuz an. Mit dem Hinweis zeigt Jesus deutlich, was die Nachfolge für alle, die sich auf dem Weg bewegen und sich Christen nennen, mit dem Leiden zu rechnen haben müssen.

Unverständlich ist die Reaktion der beiden Zebedäus-Söhne auf diese Ankündigung Jesus, denn sie suchten nur eine gute und besondere Platzierung zur Rechten und Linken Seite Jesus in seinem Reich. Sie wollen sich vergewissern, dass sie Macht und Herrlichkeit erlangen, wenn Jesus in sein Reich komme. Ihre Vorstellung entspricht ungefähr, wie es bis heute im politischen Bereich vor sich geht. Als Aussenstehende kann man nur den Kopf schütteln und sich wundern, wie wenig sie begriffen haben, worum es Jesus wirklich geht. Jesus, der gute Lehrer, versucht offensichtlich vergeblich seinen Schülern beizubringen, was die Nachfolge für ihn bedeutet. Denn er hat offenbar schlechte Schüler, die sich lieber auf den Thron setzen und über andere regieren wollen, statt sich auf den Weg zu machen!

Es ist auch nicht erstaunlich auf die Reaktion der übrigen Apostel, die empört waren, als sie mitbekommen haben, was Johannes und Jakobus vorhatten. Hier stellen sich einige Fragen. Ist diese Empörung der restlichen Zehn blanker Neid, da sie auch gerne solche Plätze hätten? War es so, dass sie gemerkt haben, eine solche Vetternwirtschaft ist nicht korrekt? Wenn es der zweite Fall ist, dann ist es mindestens schön, dass solches Machtgehabe im Grunde genommen nicht unter den Jüngerinnen Jesu zu finden sein soll. Hier kann man das Problem wahrnehmen und versuchen, einander gegenseitig zu ermahnen. Dafür kennt die Kirche eine Tradition, welche sich «correctio fraterna – brüderliche oder schwesterliche Zurechtweissung» nennt. Solches würde eine ehrliche Gesprächskultur eröffnen und somit einigen Schaden in unserer Gemeinschaft abwenden.

Sollte die Empörung aber doch auf Neid basiert sein, dann ist es an der Zeit, den Blick nach innen, ins eigene Herz, zu richten. Hier wird es wichtig, die Motive unseres Denken, Sprechen und Handeln zu hinterfragen. Wenn man heute jene hört, die in der Kirche ihren Dienst verrichten, dann vernimmt man, wie unser Ego Trieb sich ausbreitet. Es gibt die Tendenz, sich gross zu machen und sich als besonders wichtige Person hervor tut und anderen überlegen zu sein. Selbst die Frömmigkeit und die Demut ist nicht frei von diesen inneren Motiven und Selbstdarstellung der Überlegenheit gegenüber anderen. Sicherlich können wir Gott diesen dunklen Bereich unseres Lebens hinhalten und ihn bitten, ihn zu verwandeln. Erfreulich heute ist die Tatsache, dass Jesus nicht an der Sturheit und dem Unvermögen seines Jüngers verzweifelt, sondern mit ihm Geduld hat. Jesus sieht nicht nur die Abgründigkeit ihres Herzens, sondern auch ihr Potenzial! In der Geschichte der Kirchen waren die Zebedäus Söhne tatsächlich gute Bischöfe. Das zeigt, wie befreiend und heilend der Mensch wird, wenn er die Angst um die eigene Macht, sein eigenes Ansehen und das Fortkommen verliert und sich so auf die echte Nachfolge Jesu einlassen kann. Bei euch soll es nicht so sein, sagt Jesus.  Anders soll es sein, nämlich geschwisterlich und im Dienst des anderen, so soll es sein. Jesus gibt seinen Jünger den Auftrag dazu und bestätigt, dass sie das Potenzial in sich haben und er vertraut darauf. Im Reich Gottes sollen jene Verantwortung übernehmen, die bereit sind, mit Jesus auf dem Leidensweg zu gehen…Amen.


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