Pfungen 13. Oktober 2024
28. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 13. Oktober 2024
Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen (MK 10,17)
Liebe Mitchristen,
Den heutigen Text kennen wir und wir haben ihn schon einige Male als Christen und Kirchgänger gehört. Beim Lesen gewinnt man den Eindruck, als würden alle reichen Leute den Himmel nicht sehen, weil ihr Reichtum ein grosses Hindernis für sie darstellt. Ein weiterer Gedanken könnte sein, ob seine Frage von Herzen kommt oder sich nur im Blickfeld und Zentrum der Aufmerksamkeit platzieren will. Wir wissen es nicht ganz, denn nur Gott sieht das Innere eines Menschen. Vielleicht hat er es ernst gemeint, weil er realisiert hat, dass das Leben mehr ist als Reichtum und Ruhm. Durchaus könnte ein Verlangen in ihm sein, wo er sich ehrliche Gedanken für sein Leben nach dem Tod macht und so Jesus diese Frage gestellt hat.
Im Alltag ist Erben eine Sache, welche vom Erblasser bestimmt wird, abgesehen von der Pflichtteilregelung. Meint dieser fromme Mann, Gott durch seine Leistung bestechen zu können, damit er ins Reich Gottes gelangen kann? Immerhin war er in der Lage, einige Vorschriften zu erfüllen, ein offensichtlich pflichtbewusst lebender Mensch und ein korrekter. Die meisten Gebote, welche Jesus erwähnt hat, konnte er halten, doch treibt ihn die Sorge um, das könnte vor Gott eventuell nicht genügen.
Als Seelsorger muss man seine Überlegung loben, denn heutzutage stellen viele Menschen kaum mehr eine solche Frage. Gott ist so weit weg von uns, dass wir uns nicht darum kümmern müssen. Alles endet hier, so lasst uns das Leben geniessen! An sich hat Gott seine Gebote nicht als Leistungskatalog gedacht, den es aufzuarbeiten gilt, um sich den Himmel zu verdienen. Sie sind Angebote Gottes, ja Zuspruch Gottes, der sich sorgt, damit Israel nach der Befreiung aus Ägypten in Frieden mit den Nachbarn leben kann. In der Hebräischen Übersetzung redet man nicht von «Du sollst, sondern Du wirst». Du wirst nicht andere töten. Du wirst nicht Ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsch aussagen, keinen Raub begehen und du wirst Vater und Mutter ehren. Israel weiss, wie es sich anfühlt, wenn man in Unfreiheit und Unfriede lebt. So will Gott, dass der Mensch ein gutes Leben mit sich, seinen Mitmenschen und Gott pflegt und lebt.
Der Mann im Evangelium hat offenbar ein anderes Gottesbild, wie er den Himmel mit seiner Leistung verdienen kann. In so einer Situation gibt es einen einzigen Rat, was man hier machen kann, nämlich los zu lassen. Man soll den Mut haben, sein Vermögen auszugeben, damit du Gott, deinem Gott, mit leeren Händen begegnen kannst. Erst wenn die Last des Reichtums und all das, was dich beladen hat, erleichtert ist, erst dann kannst du die Erfahrung von Gott getragen zu sein machen und in ihm geborgen sein. So hat Markus uns daran erinnert: «Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen» (vgl MK 10.15). Himmel kann man sich nicht verdienen. Himmel hat zu tun mit Gottvertrauen, seiner Liebe aus Gnade. Himmel ist umsonst und gratis, ein Geschenk Gottes an uns Menschen und für alle, die die Beziehung mit ihm pflegen. Himmel ist keine religiöse Leistung, kein Zwang und ohne Druck!
Der junge Mann ging weg, da offensichtlich seine Vorstellung von Himmel und Erbe verdienen, sich nicht mit dem deckt, zu was Jesus ihn dann aufgefordert hat, nämlich sein Vermögen den Armen zu geben und zu Gott im Dienst zu kommen! Das war sehr viel für ihn. Das kann Jesus nicht von ihm verlangen. Das übersteigt seine Erwartung und Handlungsmöglichkeit. Er kann schlicht und einfach nicht sein Vermögen loslassen! Es muss sich nicht immer um Geld handeln, es können auch Talente, Ansehen, Ruhm oder das, was uns besonders wichtig ist, sein. Kann all dies dich zur Demut führen, oder ist es dir in den Kopf gestiegen, dass du auf andere herabschaust, oder gar als Unmensch siehst?
Beten wir in diesem Gotteseinst, dass das, was wir als Geschenk bekommen, uns als Instrument dienen wird und wir so Gott loben. Lasst uns bewusst werden, dass wir nichts mit ins Grab nehmen. Schenke uns den Geist, loszulassen, damit wir zu deiner Gemeinschaft gelangen können…Amen.