Pfungen 22. September 2024
25. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 22. September 2024
Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und Diener aller sein (Mk9,35)
Liebe Mitchristen,
Neuerlich traf ich eine Familie, mit der ich seit Jahren befreundet bin. Der Mann ist an Krebs erkrankt und die Aussicht auf Heilung war null. Während der Rest der Familie sich mit dem Gedanken beschäftigte, wie sie im Falle seines Todes wichtige Fragen stellen und beantworten müssen, wollte der Mann von solchen Fragen nichts wissen. Er wich immer aus, sobald es darum ging, ob er Urnen- oder Erdbestattung möchte. Wen man in Trauer einladen soll. Was für eine Art Beerdigung wünscht er sich, mit Messe oder eine Abdankung. Sollen es üppige Blumen sein oder eher dezent. Von all diesen Fragen wollte er nichts wissen. Es stellt sich die Frage, ob er davor Angst hat, oder ob er diese Entscheidungen der Familie überlassen will. Wobei, die Äusserung seiner Wünsche wäre für die Entscheidung der Familie sehr hilfreich und es wäre eine grosse Erleichterung für sie. Dort, wo die Familie nicht mitentscheiden kann, bleibt nichts übrig als die entschiedenen Sachen anzunehmen wie sie sind.
In dieser Geschichte war es der Sterbende, der nichts vom Tod wissen will. Im Markusevangelium heute war es umgekehrt. Es waren die Jünger Jesu, die trotz zweimaliger Verkündigung des Todes Jesus, sich mit etwas anderem beschäftigten. Die heutige Streitigkeit, wer unter ihnen der Grösste sein wird, zeugt von dem! Zuvor haben sie nicht verstanden, wovon Jesus spricht. Spielen sie die Ahnungslosen, um das Thema Tod zu verdrängen? Ist das eine Art Schutzmechanismus[BO1] , um sich dieses Thema vom Leib zu halten? Wir wissen es nicht. Sicher ist nur die merkwürdige Reaktion und Umgang mit der Ankündigung Jesus von seinem Kreuzestod.
Die Apostel beschäftigen sich lieber mit dem Streitthema, wer der Grösste unter ihnen ist und wer mehr Macht und Einfluss hat und wer auf einem bestimmten Thron sitzt am letzten Tag. In manchen Ländern redet man von der «hidden Agender» Versteckte Agenda und Gründe, warum man zur Jüngerschaft gekommen ist. Positiv kann man dies als versteckte Wünsche sehen, warum sie Jesus nachgefolgt sind, nämlich der Wunsch nach Macht und Ansehen – auf der rechten und linken Seite Jesus zu sitzen am letzten Tag! Markus macht uns hier deutlich, dass uns die blosse Jüngerschaft nicht vor der Lust und Drang nach Rang, Macht und Ansehen und Grösser zu sein als andere schützt! Im Gegenteil. Wie die Missbrauchsfälle deutlich zeigen. Die Gefahr von erlangter Macht und Ansehen kann in einen tiefen, menschlichen Abgrund führen! Im Dienen verbirgt sich eine grosse Machtausübung. Macht kommt vom Tun und wer etwas tut, besitzt schon eine gewisse Macht über andere. Manchmal hören wir, da du uns als Schwiegereltern nicht konsultiert hast, sorgen wir dafür, dass diese Hochzeit scheitert! Selbst der Reinigungsdienst kann den Schlüssel von dem Hochzeitssaal mitnehmen und die Hochzeitsgäste bleiben draussen, weil sie nicht gut kommuniziert haben. Machtausüber sind auch in kleinen Diensten vorhanden.
Jesus stellt ihnen ein Kind in die Mitte als Massstab für den Dienst aneinander. Bei Kindern ist der Drang nach Ansehen und Macht noch nicht ausgeprägt wie beim Erwachsenen. Sie können einander tragen und unterstützen ohne Hintergedanken. Kinder empfinden schneller Sympathie für die Not des anderen als Erwachsene, die von dem vielen Lärm in der Welt verblendet werden können. Kinder sind ehrlich und sagen was sie empfinden, ohne um den heißen Brei herum zu reden. Das Gewissen der Kinder ist sauber, bis sie erwachsen werden und die Tricks der Erwachsenen gelernt haben. Markus zeigt in dem heutigen Evangelium, dass wir als Christen nicht zu etwas gezwungen werden. Es ist unsere reine Entscheidung Jünger Jesu zu sein oder nicht. Jedoch eine Entscheidung, welche Konsequenzen mit sich bringt, nämlich Diener aller zu sein.
Beten wir, dass wir, wie die Kinder, Gott so vertrauen, dass er uns befähigt den Dienst aneinander einzutreten…Amen.