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24. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 15. September 2024

24. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 15. September 2024

Wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten (Mk 8, 35)

Liebe Mitchristen,

Etwas zu verlieren ist unangenehm, durchaus schlimm und kann bedrohlich sein. Schon der Verlust eines Schlüssels oder eines wertvollen Schmuckes kann eine belastende Erfahrung sein. Noch schlimmer ist dies der Fall, wenn man droht, die Gesundheit zu verlieren. Genauso sehr schmerzhaft ist der Verlust eines lieben Menschen. Ein solcher Verlust kann mein Leben total in Frage stellen. An sich haben wir Menschen Verlustängste: der Verlust eines Arbeitsplatzes, der Verlust eines Elternhauses oder hinausgehen in eine unbekannte Welt. Der Verlust von Ehre und Ansehen kann jemanden in die Isolation führen. Wir wollen alle von allen angenommen und akzeptiert werden. Wenn dies gefährdet wird, dann suchen wir nach Lösungen, welches ein Auszug aus gewohnter Umgebung und ein Wagnis in eine neue Umgebung mit sich ziehen.

Im heutigen Evangelium präsentiert uns Markus die Aussage Jesus bezüglich der Nachfolge. Wer sein Leben um meinetwillen und des Evangeliums Willen verliert, wird es retten (Vgl Mk 8, 35). Das ist nicht die Vorstellung von einem Jünger Petrus. Das ist auch nicht unsere allgemeine menschliche Vorstellung. Heute hören wir das Evangelium aus dem Gesichtspunkt eines Jüngers Petrus. Spätestens der an die Schwellen des Todes drohende Verlust lässt all mein Verlangen nach Rettung und Bewahrung meiner Lebensmöglichkeiten aussichtlos erscheinen. Zuvor hat Petrus sehr eindrücklich Jesus als den Messias erklärt. Eine Antwort, welche uns ermutigen und hoffen lässt. Doch ein leidender und am Kreuz sterbender Jesus entspricht nicht der Vorstellung von Petrus und seinen Aposteln. Auch als Freund wünscht man nicht den Tod eines guten Freundes. Und so verstehen wir Petrus und seine Haltung sehr gut.

Der Ort Cäsarea Philippi ist für den Evangelist Markus sehr wichtig, denn dort wurde im Jahr 69 der Anführer Vespasian zum römischen Kaiser ausgerufen. Ein Kaiser hat Macht und Einfluss und herrscht über sein Volk. Markus zeigt uns aber, dass der Weg Jesus, des Messias, anders ist. Ein leidender Messias. Dafür sind die Jünger Jesus doch nicht seine Nachfolge angetreten! Sie hatten sich bereits gut vorgestellt wie sie auf dem Thron in seinem Reich sitzen, sichtbar für alle Welt zu sehen, wie sie wichtige Positionen im Königtum Jesus einnehmen werden. Leiden und Tod ihres Rabbis, das ist in einem solchen Jüngerkonzept überhaupt nicht vorgesehen.

Dramatisch ist die Szene, wo Petrus Jesus beiseite nimmt und ihm Vorwürfe macht, (Vgl Mk8,32)! Hier tritt Petrus aus der Rolle des Jüngers in die Rolle des Meisters. Er nimmt Jesus, seinen Meister, wie einen Schüler beiseite und weist ihn zurecht! Hier zeichnet sich ein typischer menschlicher Hang zum Besserwisser ab, mehr zu können als Gott selber. Das ist die ewige Dynamik des Sündenfalls, nämlich als Mensch Gott sein zu wollen! Entsprechend scharf reagiert Jesus und nennt Petrus sogar Satan! Der Versuchung, als Mensch Gott sein zu wollen, kann man nur entkommen, wenn man sich auf den Leidensweg Jesus begibt und täglich sein Kreuz zu tragen versucht. Hier zeigt sich, was Gott für uns Menschen gedacht hat, nämlich zu der Schönheit zu gelangen durch unsere Liebesfähigkeit, welche sich bewahrt durch freiwilliges tragen des Kreuzes und ihm auf diesem Weg nachzufolgen.

Sich auf diesen Kreuzweg zu begehen ist nicht leicht, denn da musst du dir von anderen den Bart aus deinem Gesicht ausreissen lassen und du musst deinen Rücken denen hinhalten, die dich schlagen werden (vgl Jes 50,6)! Jesus versprach, wer durch diese Höllen geht, wird sein Leben nicht verlieren, sondern wird es gewinnen.

Beten wir, dass Jesus uns die Verlustängste nimmt. Er möge uns dort Kraft schenken, wo das Kreuz tragen uns zu schwer erscheint. Er möge uns auf dem Weg des Kreuzes bis zur Vollendung begleiten, damit wir die Gemeinschaft mit ihm am Ende erfahren werden…Amen.