Pfungen 18. August 2024
20. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm (Jon 6,56)
Liebe Mitchristen,
Heute beschäftigen wir uns im Johannesevangelium mit der Brotrede Jesu. Man muss ehrlich gestehen, dass dies keine leichte Kost wird, denn darin ist viel von Bedeutung und Verbundenheit mit Gott und Jesus die Rede. Es ist immer erstaunlich, wenn man eine Bäckerei in der Schweiz oder Deutschland besucht, welcher Fülle von Brotsorten und Arten man da begegnet. Da wird man mit der Frage konfrontiert, welches Brot man nehmen soll, Vollkorn- oder Kartoffelbrot, aus Weissmehl oder Bauernbrot. Es ist heute sehr erfreulich, dass man die nicht verkauften Brote nicht mehr einfach wegwirft, sondern in Projekte wie Tischlein deck dich oder Foodsharing weitergibt. Dieser Reichtum an Brotarten zeigt auch, wie wichtig das Brot in diesen Teilen der Welt ist und als Grundnahrung dient. Es gibt kaum eine Mahlzeit, wo Brot am Tisch fehlt. Selbst Hunger wird heute als Mangel an Brot dargestellt. So wird uns klar, wie wichtig Brot in unserer Nahrungskette ist.
Wir erinnern uns, dass im Johannesevangelium die Brotrede Jesu nach der Brotvermehrung stattfand. So wollte Jesus seinen Anhängern mitteilen, wie wichtig es ist, nicht nur den Leib und den Hunger des Leibes zu stillen, sondern auch auf die Sättigung des geistigen Hungers zu achten. Jesus als das Brot des Lebens zeigt, wie wichtig es ist, mit ihm eine Beziehung aufzubauen und daran zu bleiben. Wer dieses Brot isst und sein Fleisch isst, der bleibt mit Jesus und seinem Vater in Gemeinschaft verbunden. Die Brotrede Jesu ist auch eine Anspielung auf das Brot, welches die Israeliten in der Wüste gegessen haben. Verbunden mit der Eucharistie ist Jesus Nahrung für den Leib und die Seele. Die Brotrede zeigt die Liebe Gottes an den Menschen, er möchte, dass wir dieses Leben in Fülle haben. Jesus wird hier als der Erlöser, der Messias, dargestellt, der das Wohl des Menschen will.
Der Reformationsstreit ist auch an dieser Stelle entbrannt. Es kam nämlich die Frage auf, ob die Wandlung eine Symbolhandlung oder Realpräsenz Jesus in Brot und Wein ist? Für Luther wandelt sich zwar das Brot, dennoch bleibt es Brot. Für uns verändert sich das Wesen des Brotes durch die Wandlungsworte und wird wirklich zum Leib Christi, nicht symbolhaft, sondern real, gegenwärtig (Transsubstantiationslehre). In der Praxis und im Geist der Ökumene spielt dieser Unterschied im Verständnis kaum wieder eine grosse Rolle bei den einfachen Gläubigen. Hier wäre man froh um eine theologische Lösung des Reformationskonflikts, um eine offizielle Mahlgemeinschaft für beide Konfessionen zu finden.
Die «Ich bin» Sätze wollen uns zeigen, dass Jesus uns nahe kommt, damit sein Fleisch zu unserem Fleisch wird und sein Leib zu unserem Leib wird. Der heilige Augustinus formuliert es so « Empfängt, was ihr seid: Leib Christi. Und werdet, was ihr empfängt: Leib Christi». In der Brotrede Jesus stellt er kein Defizit und keine Klage dar, sondern zeigt auf die Möglichkeiten des Menschen, satt zu werden und das Leben in Fülle zu haben. In der Mahlgemeinschaft, in der wir das Brot brechen und den gebrochenen Leib Jesu vor Augen halten, rufen wir uns ins Gedächtnis, dass Jesus sich mit uns in allen Brüchen verbunden ist und bleibt. Die Brotrede erzählt davon wer Jesus ist und was er uns bedeutet. Er macht deutlich was wir sein können, nämlich satt an Leib und Seele, aber auch das Leben in Fülle zu haben.
Natürlich bleibt diese starke «Ich bin» Rede von Jesus nicht ohne Kritik, denn die Juden konnten diese für sich als Selbstdarstellung Jesu nicht glauben und annehmen. Für sie ist es eine Gotteslästerung! Jesus lädt uns heute zu einer Mahlgemeinschaft mit ihm ein, damit wir nicht nur satt werden an Leib und Seele, sondern auch das Leben in Fülle haben. Sein Leib und sein Blut stärken unseren Glauben, damit wir mit ihm immer in Gemeinschaft sind. Er gibt uns Kraft, damit wir in den Glaubensherausforderungen bestehen können…Amen.