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2. Adventssonntag im Jahreskreis C

Pfungen 8. Dezember 2024

2. Adventsonntag im Jahreskreis C, Pfungen 8. Dezember 2024

Es war im 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius…Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes (Lk 3,1ff)

Liebe Mitchristen,

Beim Familientreffen der Familie X gibt es manchmal einen so genannten Fotonachmittag. Die Oma und ihre Schwester sind dabei. Aus einem alten Karton holen die Enkelkinder Stapel alter Fotos heraus. Es sind Bilder von Urlaubsreisen, vom Haus der Oma, als es gerade neu gebaut war und Porträts der Familie. Am Meisten interessierten sich die Enkelkinder über Bilder von Familienfesten. «Wer ist das denn?», fragen sie die Oma immer wieder. Und «Wann war das denn?». «Das war der 60. Geburtstag von unserem Vater, aber kurz vorher haben Walter und Gerda geheiratet, denn auf der Geburtstagsfeier wurden die Fotos der Trauung gezeigt».

So geht es den ganzen Nachmittag und die Enkelkinder stellen der Oma immer wieder solche Fragen, weil sie die Personen und die zeitlichen Geschehen festlegen und alles dazu hören wollen. Jedes Fotos wurde nicht nur angeschaut, sondern noch eingeordnet in die Geschichte der Grossfamilie und der Welt. So ist es immer bei uns Menschen, wir ordnen Bilder und Erinnerungen oder Dinge ein, in eine, in meine Geschichte und so schaffen wir Verflechtungen mit dem Leben. Wann wurde die Kirche St. Pirminius renoviert? Ja, als Bischof Vitus Huonder von Chur Bischof war und Dekan Hugo Giering der Pfarrer von Peter und Paul.  Das Fest feierten wir im neugebauten Feuerwehrhaus in Pfungen. Damals hat Patrick Fischer von der Kirchenpflege das Präsidium von Brian Venzin übernommen. Wir ordnen ein und finden Bezüge zum Leben und die zeitliche Verknüpfung wirkt als Zeichen der Historizität von Ereignissen.

Im heutigen Evangelium ist die zeitliche Einordnung der Ereignisse sehr wichtig. Gleich zu Beginn adressiert Lukas seine Texte zum gewissen Theophilus, damit er einen Eindruck über das Leben von Jesus Christus bekommen kann. Im 2. Kapitel seines Evangeliums erzählt er von seiner berühmten Weihnachtsgeschichte und verweist auf den Steuererlass von Augustus und damals war Quirinius Stadthalter von Syrien. Er wollte mitteilen, dass Jesus nicht in einen luftleeren Raum geboren war, sondern in eine zeitliche Geschichte der Welt hinein geboren wurde. Im 3. Kapital, welches wir heute lesen, verweist er auf die 6 wichtigen Amtsinhaber, die zum Auftreten des Johannes dem Täufer wichtig waren. Er ordnet es in das 15. Jahr der Regierung Tiberius. Für Lukas war es wichtig, dass er keine fiktive Geschichte erzählen will, sondern gelebte Geschichte wiedergibt. Genau im 15. Jahr der Regierung Tiberius erging das Wort Gottes an Johannes in der Wüste, wo er damals lebte. Andere Evangelisten erzählen vom radikalen Lebensstill des Johannes und dieser Lebensstill macht ihn empfänglich für das Wort und den Auftrag Gottes. Lukas erzählt von mysteriösen Umständen zur Geburt des Johannes und er sei der Sohn des Zacharias. Johannes bleibt danach nicht in der Wüste, sondern geht in die Gegend von Jordan. Dort positioniert er sich auf dem Pilgerweg nach Jerusalem und verkündet die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Er spricht im Namen Gottes, nicht im eigenen Interesse. Er nimmt sich vollkommen zurück und wird zum Werkzeug Gottes. Er bereitet dem Herrn den Weg und räumt alles aus, was seine Ankunft erschweren kann. Dieser Auftrag ist bleibend wichtig und aktuell.

Johannes hat die monströse Aufgabe, die Schlucht aufzufüllen und die Berge abzutragen! Welche inneren Schluchten oder Abgründe muss ich auffüllen und welche Berge der Hochmut und Eitelkeit abtragen, damit ich offen bin, bereit bin für die Ankunft Gottes? Johannes fordert nicht nur, er verheisst auch etwas, nämlich «Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt». Die Ankunft Gottes in die Welt feiern wir zu Weihnachten, aber zur Vorbereitung darauf lädt uns die Adventzeit ein. Lasst uns deswegen den Weg für ihn bereiten, damit wir das Heil Gottes sehen können… Amen


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