Pfungen 10. August 2025
19. Sonntag im Jahreskreis C, Pfungen 10. August 2025
Und kommt er in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach, selig sind sie (Lk 12, 38)
Liebe Mitchristen,
Warten auf jemanden ist eine mühsame Angelegenheit und kann uns die Geduld rauben. Stell dir mal vor, du hast mit einem Freund abgemacht, euch um eine bestimmte Zeit im Restaurant X zum Mittagessen zu treffen. Pünktlich bist du dort, wie abgemacht um 13.00 Uhr erschienen, doch dein Freund ist nirgends zu finden. Du wartest eine Stunde, dann eine zweite und noch immer gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Wie frustriert bist du, besonders wenn er sich weder per Hände noch durch sonstige Zeichen bei dir gemeldet hat? Die Geschichte ist auch nicht anders, wenn es daheim wäre.
Nun, das heutige Evangelium von Lukas beginnt schon mit einem Trostwort, «Fürchte dich nicht, du kleine Herde» (vgl Lk 12,32). Dieses Trostwort ist nur im Lukasevangelium zu finden. Offenbar bedarf die kleine Herde eines Trostwortes von Jesus. In unserer christlichen Welt heute ist dieses Trostwort von Gott mehr denn je nötig, weil wir uns verloren fühlen und die Welt der Gläubigen ist aus den Fugen geraten. Wer weiss noch in den Wirren unserer Zeit, wohin der Weg geht, welche Richtung wir konkret einschlagen sollen und wer uns den Weg dorthin weist?
Nun zum eigentlichen Hauptthema des heutigen Tages, dem Thema Wachen. Es ist ein Thema, welches auf dem Glaubensweg der Christen einen Impulscharakter hat. Für Christen ist die wache Aufmerksamkeit sehr wichtig. Besonders wenn die Wiederkehr Jesus noch aussteht, ist wach sein das einzig richtige Mittel, um diese Zeit zu überbrücken. Gott ruft alle Menschen auf, im Glauben gegenüber Gott und dem Mitmenschen aufmerksam und wach zu bleiben. So erklärt sich die Flut von Bildern, welche wir heute von Lukas angeboten bekommen, die kleine Herde und Reichtum und Besitz, Almosen und Geldbeutel, Diebe und Motte, Schatz und Herz. Weiter geht es mit gegürteter Hüfte und brennenden Lampen, Verwalter und Gesinde. In alldem ist ein Wort wichtig, nämlich «Selig».
«Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt». Für die Wartenden kann das Wachsein mit der Zeit sehr kräfteraubend sein, genauso wie unsere Geschichte, wo der Freund auf sich warten lässt. Schon auf jemanden eine Stunde zu warten ist sehr mühsam und jede weitere Stunde wird der Mensch voller Sorgen oder gar wütend sein und er kann durchaus dem Spott der anderen ausgesetzt sein. Wenn kein Zwischenfall passiert ist, kann man dies auch als respektlos wahrnehmen, wenn man jemanden im Restaurant warten lässt. Wenn dies bis zu drei Stunden dauert oder bis zur dritten Nachtwache dauert, dann besteht die Gefahr, dass man träge und schläfrig wird.
Die Mahnung wach zu bleiben, kann uns davor bewahren, Gott im eigenen Leben zu übersehen, Gott nicht mehr zu trauen und vor allem nicht mehr mit Gott zu rechnen! Auch zu „Selig preisen“ gehört ein zweiter Gedanke. Selig bist du, wenn du eine Amtsposition hast und dich nicht nur um dich selber sorgst und bereicherst, sondern zum Wohle aller sorgst. Wenn du deinen eignen Spieleraum zum Guten nutzt, das richtige tust und nicht auf das Lob der Menschen baust, sondern dich in Gott geborgen fühlst.
Einen weiteren Gedanken um das Seligsein in unserem Evangelium heute richtet sich auf das Wach sein bis zur dritten Nachtwache. In dieses Wach sein hinein klingt das geduldige Ausharren mit. Ist das Wach sein in der ersten Stunde schon schwer, so wird es schwerer in der zweiten und dritten Nachtstunde! Es geht hier nicht nur um das offen halten der Augen für die Gegenwart Gottes, sondern primär um die Wiederkunft Christi, Parusie. Die ersten Christen rechneten mit einer baldigen Wiederkunft Christi, wo die Welt vollendet wird. Jedoch erfüllt sich dieses Erwarten nicht! So will Lukas dieses Warten und die Hoffnung mit dem Gleichnis vom Warten bis zur dritten Nachtwache aufrechterhalten. Er gibt Hinweise auf die Belohnung dieses Wartens mit der Seligpreisung.
Beten wir für Geduld und die Kraft, wach zu bleiben, auch dort wo wir uns innerlich nur schläfrig, müde und ausgelaugt fühlen…Amen.