Pfungen 6. Juli 2025
14. Sonntag im Jahreskreis C, Pfungen 6. Juli 2025
…Und sandte sie zu zweit voraus (LK 10,1)
Liebe Mitchristen,
Mein inzwischen verstorbener Altbischof Gregory Ochiagha von meinem Bistum Orlu in Nigeria hatte eine pastorale Gewohnheit gehabt, Priesteramtskandidaten und auch in manchen Fällen Priester, nie alleine zu senden, sondern immer zu zweit auszusenden. Damals und am Anfang haben wir nicht gut begriffen, warum er dies tat, denn es ist auch gut, auf sich selbst gestellt zu sein und mit den Herausforderungen der Pastoralen Tätigkeit allein fertig zu werden! Selbst als wir damals zum Weiterstudium nach Innsbruck kamen, sandte er uns auch zu zweit dort hin. Vielleicht hat er selber als Priesteramtskandidat erfahren, wie vorteilhaft es ist, wenn man mindestens einen Gesprächspartner hat und über Herausforderungen gemeinsam eine Lösung finden konnte.
Dazu ist man nicht allein, besonders in einem fremden Ort. Da ist die Eingewöhnung leichter und effektiver, wenn man einen Kollegen hat, mit dem man sich über alles austauchen kann. Zu zweit bildet man schon eine Gemeinschaft im Gebet und sonstigen sozialen Herausforderungen eines Ortes. Man kann die Welt allein schwer verändern, zu zweit ist die Chance höher, eine Veränderung herbeizuführen. Mindestens einen Weggefährten, den brauchst du. Das wusste offenbar Bischof Ochiagha und machte dies zu seiner Handlungspraxis.
Im heutigen Lukasevangelium hören wir, dass Jesus 72 zusätzliche Jünger ausgesendet hat und zwar je zu zweit an alle Orte, an die er selber noch gehen wollte. Da die Ernte gross ist und die 12 Apostel diese Aufgabe nicht allein bewältigen konnten, sandte er noch mehr, um die Arbeiter auf seinem Weinberg zu erhöhen. Sie gehen quasi als Vorbote für die eigentliche Wirkung Jesu. Sie sollen ihm den Weg bereiten. Hier sehen wir den Geist der Sendung selber. Du wirst gesandt im Namen Gottes und im Namen Jesu oder auch der Kirche. Es ist nicht deine Sendung und du sendest dich nicht selber! Heute erleben wir Menschen, die sich selber senden oder ihren Sendungsbereich als ihr Eigentum. Ich bin der Chef hier oder die Chefin. Ich bestimme was laufen soll und was nicht. Zu zweit besteht weniger die Gefahr, dass man sich selber predigt. Zu zweit wirst du immer daran erinnert, dass du auf Sendungsauftrag bist.
Jesu Sendung ist auch ein Vorschuss an Vertrauen an deinen guten Willen, an diene Fähigkeiten, an die Zuversicht, dass du den Auftrag gut erfüllen kannst. Dein Kollege mag die Dinge genau so sehen wie du, oder vielleicht sieht er aber die Dinge anders als du. Er kann dich stützen, dich manchmal hinterfragen. Er könnte dich in manch schnellen Fehlentscheidungen bremsen. Vielleicht kann er dir auch den Kopf waschen und dich auffangen, wenn du einer schweren Situation begegnest. Wie gesagt, du kannst mit ihm alles diskutieren da er auch die gleiche Herausforderung wie du hat und darum kann er dich auch besser verstehen. Sicherlich wird dieser Kollege Jesus, den Auftraggeber, nicht ersetzen, jedoch mit ihm ist vieles menschlich möglich.
Die Sendung macht uns deutlich, dass es sich schliesslich um die Sache Jesu handelt. Vielleicht erleichtert dies die Seele der Gesandten, wenn die Ernte mager ist oder sie ein gewaltiger Sturm trifft. All die Hinweise Jesu an die Gesandten macht deutlich, dass es nicht um eine Vergnügung geht. Die Sendung kann zum hohlen Ritt werden. Neben Ablehnung können allerlei schreckliche Dinge auf dem Weg landen. Allein kommst du nicht weiter. Alleine denkst du, dass du allein der Gefahr ausgesetzt bist. Eine Stärkung durch ein Gebet und ein Schicksalskollege kann Wunder wirken.
Jesus sandte 72 weitere zu seinem Weinberg. Es ist nicht egal, was aus ihnen geworden ist. Er lässt sie nicht allein mit dem was sie erfahren, sondern er ruft sie zusammen und erkundigt sich, wie es ihnen dabei ging und was sie daraus gelernt haben. Beten wir, dass die Kirche heute die Rahmenbedingungen für die Sendung verbessert, sich um die Gesandten kümmert und somit den Geist der Sendung in unserer schwierigen Welt wieder in Erinnerung bringen kann…Amen.