Pfungen 22. Juni 2025
12. Sonntag im Jahreskreis C, Pfungen, 22. Juni 20205
Doch er verbot ihnen streng, jemandem zu sagen, dass er der Messias ist (Lk 9, 21)
Liebe Mitchristen,
Nachdem Petrus Jesus als den Messias Gottes verkündet hat, verbot Jesus seinen Aposteln, dies jemandem zu sagen. Was hier harmlos in der deutschen Übersetzung klingt, wird in der griechischen Übersetzung strenger! Dort heisst es «Da schrie er sie an und gebot ihnen, es niemandem zu sagen». Hier merken wir, wie Jesus auf das Bekenntnis von Petrus auffällig reagiert hat. Es ist doch gut, wenn alle wissen, dass er der eigentlich gesandte Gottes Sohn ist und der Messias, der von Gott kommt.
Heute bei den Menschen ist es normal, ja es wird erwartet, wenn alle wissen, wer vor einem steht. Dies beginnt oft mit der Vorstellungsrunde bis hin zu Ehrungen, wo die guten Taten einer Person dem Publikum bekannt gemacht werden. Andere drängen sich auf und sind beleidigt, wenn sie nicht als sehr wichtige Person vorgestellt werden. Bei manchem Konflikt, welcher aus solchen Situationen hervorgeht, stellt der Betroffene die Frage «Weisst du eigentlich nicht, wen du vor dir hast»?
Das Bekenntnis an sich ist gut und was nutzt es einem Messias, wenn niemand etwas davon weiss? So stellt sich darum die Frage, warum Jesus seinen Status nicht herumerzählen lassen will? Die Antwort hat damit zu tun, dass es zur Zeit Jesu eine Reihe von selbsternannten Messias gab, die mit dem Anspruch auftraten, das alte israelitische Königsreich fortführen zu wollen. Dafür scharten sie Bewaffnete um sich und verfolgten das Ziel, Israel von seiner Fremdherrschaft der Römer zu befreien. So werden sie niemandem mehr Untertan sein als dem Gesetz Gottes, grundgelegt in der Tora. Wie sehr auch die Jünger Jesus von solchen politischen und militärischen Messias-Vorstellungen geprägt waren, zeigte Petrus durch seine Empörung im Matthäusevangelium über die Todesankündigung Jesu (Mt 16, 21-27).
Weiter war es Petrus, der sein Schwert zog im Garten von Getsemani, um Jesus zu verteidigen (Jon 18.10). Wenn Petrus den Weg der Nachfolge durch das Kreuztragen nicht verstanden hat, so kann man ahnen, was sein Messias-Bekenntnis heute für ihn bedeutet.
Jesus selber aber will gar nicht solche Messias-Assoziation entstehen lassen. Er ist kein Messias, der mit Schwert und Krieg eine politische Befreiung erwirken will. Der Friede Gottes, den, von dem die Engel bei seiner Geburt singen, ist kein Siegfrieden über den Schlachtfeldern unzähliger Toten. Sein ist die Wandlung der Welt von innen her. Das Böse wird nicht ausgerottet durch Gewalt und Zerstörung, sondern nach Ratzinger «durch das Leiden der Liebe». Jesus wird das Böse am Kreuz durch Liebe überwinden. So stopp er die Spirale der Gewalt und schenkt der Welt seinen Frieden. Darum «muss» der Menschensohn am Kreuz leiden und «muss» getötet werden. Das nicht, weil Gott das Töten braucht, sondern weil wir Menschen so sind, wie wir sind!
Diese Haltung Jesu kann für manche als verrückt klingen oder als tragisch gesehen werden. Dies kann gar Rebellion bei machen auslösen und eine solche Logik ablehnen, doch bei der tiefen Betrachtung kommt man unweigerlich zum Schluss, dass man Lieblosigkeit nur durch Liebe überwinden kann. Mahatma Gandhi sagte es ähnlich « Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg». Wer Jesus wirklich nachfolgt, wird das eigene Kreuz deshalb nicht lange suchen müssen. Sie ergeben sich zwanghaft allein aus der Bereitschaft, in abgegoltenen Beziehungsverhältnissen zu leben. Das ist genauso wie die Feindesliebe, keim harmloser Sonntagsglaube, sondern eine echte innere Arbeit, vor allem im Umgang mit den eigenen Gefühlen.
Gezwungen werden wir hier nicht, denn es heisst «, wenn einer hinter mir gehen will». Es obliegt also unserer Entscheidung, wer Christus letztlich für uns persönlich ist und was für eine Nachfolge wir wirklich anstreben. Beten wir nur, dass es eine Kreuzes-Nachfolge nach der Vorstellung Jesus und von Liebe getragen ist… Amen.