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Was ist am Sabbat erlaubt, Gutes oder Böses zu tun (Mk 2, 4)

Liebe Mitchristen,
Vor einigen Jahren waren wir auf einer Israelreise und ein junges Paar aus Zürich wollte unbedingt in Kana in Galiläa heiraten. Sie mussten einen Haufen Papiere und Genehmigungen einholen, damit diese Hochzeit möglich war. Der damalige Missionsbischof von Cebu – Philippines war einer von vielen Pilgern und drei Priester führten das Paar ins Sakrament der Ehe ein. Am Abend wollte nun das Paar und die Hochzeitsgäste in einem Saal am Sabbat ihre Hochzeit feiern, doch dies wurde ihnen verwehrt, da sie in einem jüdischen Hotel übernachteten und das Sabbatgebot halten mussten. Denn für die Juden ist der Sabbat heilig und sie waren nicht bereit, eine Ausnahme zu machen, selbst unter der Auflage, leise im geschlossenen Raum zu feiern. Die Pilger und die Gäste waren sehr enttäuscht und hofften vergeblich auf Verständnis und eine Ausnahme für das Paar zu machen. Da bekamen alle vor Ort zu spüren, was es heisst den Sabbat heilig zu halten.
In dem Streitgespräch zwischen Jesus und den Pharisäern ging es um das richtige Auslegen des Sabbatgebots. An sich ist das Gebot sehr gut, denn es gibt sowohl freien Bürgern als auch Sklaven das Recht, am Sabbat zu ruhen, wie Gott dies bei der Schöpfung am Sabbat gesagt hat. Es geht hier nicht darum, dass Jesus das Sabbatverbot aufheben will, sondern er ist auf den Sinn des Sabbatverbots eingegangen. Es ist für ihn nämlich in Ordnung, das Sabbatsgebot aufzuheben, wenn Not entsteht, wenn Menschen bedroht sind, wenn das Allgemeinwohl in Gefahr ist. So gab es zwei Beispiele wo dies in der Vergangenheit bereits geschehen war, nämlich als seine Jünger Hunger hatten und als der König David und seine Gefolgschaft Hunger hatten, wie sie nicht nur Mais aßen, sondern sogar das heilige Brot aßen, welches für die Priester reserviert ist. Das ist ein noch schlimmeres Sakrileg gewesen!
Wenn es in einem Rechtstaat und in Konfliktsituation mit der Auslegung eines Gesetzes geht, dann rufen wir das Verfassungsgericht. So urteilen sie über die rechtmässige Einhaltung eines Gesetzes. Es ist sonst einfach, entweder den Wortlaut eines Gesetzes, oder deren individuelle Auslegung zu halten. Das Verfassungsgericht legt den richtigen Sinn eines Gesetzes fest und nicht nur ihren Wortlaut. Jesus fordert die Pharisäer heute auf, nach dem Sinn des Sabbatgebotes zu schauen und nicht nach ihrer wortwörtlichen Auslegung, welche oft mit individuellen Privilegien verbunden ist. Jesus lässt sich in den schwierigeren Diskurs ein, wo man nach dem Sinn fragt und was die Gesetzgeber im Kopf hatten, als das Gesetz entstanden ist. So fragt Jesus heute, was nun am Sabbat besser zu tun ist, das Gute und die Heilung eines Kranken oder das Böse, nämlich den Beschluss, ihn zu töten! Für uns heute ist dieser Beschluss nicht nachvollziehbar und grotesk!
Erstaunlich ist, wie schnell seine Gegner sich verbündet haben und einen Tötungsbeschluss gefasst haben, sogar zwei rivalisierende Gruppen fanden eine Stimme, als sie einen vermeintlichen gemeinsamen Feind – Jesus – fanden! Wichtig ist auch, dass Jesus den Kranken, den leidenden Mensch, in die Mitte stellte und nicht die Auslegung des Sabbatgebot. Die Heilung des Mannes mit verdorbener Hand zeigt den Heilungswillen Gottes, der in Beziehung mit den Menschen treten will. Es geht Jesus darum, den Menschen konkret Gutes zu tun, zu heilen und Hunger zu stillen, statt aus Sabbatgebotswillen Verzicht zu üben und den Menschen hungrig zu lassen, damit man den Sabbat heilig hält! Man darf das Gesetz nicht so schützen, dass die Menschen leiden.
Auch hören wir, dass Gott sowieso am Ende das letzte Wort hat. Markus lädt uns deswegen ein, humaner mit den Verboten und Gesetzen umzugehen. Mögen wir in der Auslegung der Gesetze die Liebe zu den Menschen nicht ausser Acht lassen. Möge Jesus uns die Kraft geben, Gutes für den Menschen zu tun… Amen.