Pfungen 6. April 2025
5. Fastensonntag im Jahreskreis C, Pfungen 6. April 2025
Seht her nun mache ich etwas Neues (Jes 43,19)
Liebe Mitchristen,
Ab und zu hören wir die Sätze wie “Womit hat er oder sie dies verdient” oder “Das hat er oder sie doch nicht verdient, so ein guter Mensch, wie er war”. Hat Gott sich hier wohl verrechnet? steckt hinter solchen Sätzen. Oft stellen sich manche Gott als einen Buchhalter vor, der unsere Verfehlungen akribisch aufschreibt. Ein Gott, der die Menschen nach ihren Verdiensten einteilt. Wer also gut und scheinbar ruhig durch das Leben geht, dem schenkt Gott ein unbeschwertes Leben und wer Böses getan hat, der bekommt seine Strafe durch Krankheit, Leiden und Tod. Jeder bekommt was er verdient!
In den alttestamentlichen Lesungen dieser Fastenzeit wird uns ein anderes Gottesbild vorgestellt. Das Volk Israel hat zusammen mit ihren Königen eine Situation geschaffen, wo soziale Ungerechtigkeit und politische Abhängigkeit entstanden ist. Dies führte zur Deportation, zur Zerstörung des Tempels sowie zum Exil. In dieser depressiven Situation rief der Prophet Jesaja den Menschen Mut zu. Er erinnert das Volk Israel an Gottes Heiltaten, besonders an den Auszug aus Ägypten. In kraftvollen Bildern spricht er den Menschen, mitten in die lähmende Erfahrung des Volkes Israel, Mut zu. Mit hoffnungsvollen Worten stellte er sich gegen die Depression. “Denkt nicht mehr an das, was früher war”. Das lähmt euch, das bremst euch aus, das macht eure Herzen schwierig. «Seht her, ich mache etwas Neues.» Ich, euer Gott, öffne euch einen neuen Weg. Ihr könnt eure Schritte vorwärts setzen, ihr braucht euch nicht zu fürchten, dass ich euch fest nageln werde an das, was früher war. Was ihr aus eurem Leben bis lang gemacht habt, ist für mich nicht maßgebend und ist kein Maßstab dafür, wie ich euch in Zukunft behandle.
Einmal ein Versager, ist für mich nicht immer ein Versager. Nein, das ist keine Gottesvorstellung! Gott lastet uns nichts an, was einmal war. Er bürdet uns nichts auf, was uns misslungen ist. Er straft uns nicht mit Distanz und Liebesentzug, weil wir so oft zu wenig Vertrauen in ihn hatten. Er ermutigt uns, nach vorne zu schauen und einen neuen Anfang zu wagen. Lass dich nicht lähmen, von deinen schlechten Erfahrungen, von deiner Schuld, von deinen Enttäuschungen und all deiner Wut. Je dunkler die Nacht, je tiefer das Loch, je enger die Situation, je beängstigender die Lebenslage und je unklarer der nächste Schritt ist, desto panischer werden wir. Gott ist immer da mit uns und wird uns auf den nächsten Schritten begleiten.
Was können mir die Menschen tun? Was kann mir passieren, wenn ich nicht einmal der Sklave bin? Was kann mir passieren, wenn ich an die Grenzen stoße? Immer wieder darf ich wagen, neue Wege zu gehen. Er lastet mir Schuld und Versagen, auch Kleinglaube und mangelndes Vertrauen nicht an. Gott ermutigt mich, weiterzugehen. Gott gibt Zukunft und vergibt die Vergangenheit. Gott traut mir zu, dass ich weitergehen kann und gibt mir den Blick, neu anzufangen. Wir bekommen eben nicht das, was wir eingebrockt haben, dann wären wir unser ganzes Leben nur noch am Schlucken, das läge uns schwer im Magen. Nein, Gott rechnet nicht auf und mit mir ab. Er will ausschließlich, dass unser Leben gelingt. Wir bekommen von Gott immer wieder einen neuen Anfang, immer wieder die Chance, das Alte und Schwere abzulegen.
Ein ganz moderner Blick kann uns dies verdeutlichen. Wir fahren heute mit dem Navigator. Wie oft hat die Navigation durch Umwege und Umleitungen, falschen Beschilderungen und falschem Abbiegen dazu geführt, nicht mehr auf dem richtigen Weg zu sein… doch was macht das Navi? Es schaltet sich nicht aus, sondern es sagt nur “Route wird neu berechnet”. Heute werden wir kommentarlos weiter von Gott geführt und er berechnet unseren Weg neu. Er gibt uns immer wieder eine neue Orientierung. Gott macht die Bahn wieder frei für unser Leben. Er lässt uns nicht ausbaden, wo wir unaufmerksam oder gar bewusst untreu waren, sondern er öffnet uns wieder den Weg. So können wir unbelastet vorwärts gehen. Nehmen wir die heutigen Bibeltexte als Navigator für unser Leben und mögen wir auf seinen Ruf und Zuspruch, besonders in dieser Fastenzeit, hören und entsprechend antworten… Amen.