Pfungen 15. Dezember 2024
3. Adventssonntag im Jahreskreis C, Pfungen 15. Dezember 2024
Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen (Zef 3.14)
Liebe Mitchristen,
Wenn wir die Zeitungen aufschlagen oder online lesen, Nachrichten schauen oder hören, dann nehmen wir wahr, wie verrückt die Welt um uns geworden ist. Das Neueste ist der Sturz von Assads Regierung in Syrien, der Krieg in der Ukraine, Sudan, Naher Osten und in verschiedenen Gebieten der Welt, wo es derzeit brennt. Die Zeit nach Biden ist eine unsichere Zeit, wo niemand weiss, wohin die Unberechenbarkeit des Trumps uns hinführen wird. Die Menschen fragen sich, zu welcher Veränderung der Hunger in der Welt uns führen wird. Wie ist es mit den wirtschaftlichen Krisen in Frankreich und die politische Ungewissheit in Deutschland? Inflation ist noch immer ein Grund zur Sorge in Europa. Wie erholen wir uns dazu von der kirchlichen Krise? Nicht zu unterschätzen sind die persönlichen Belastungen und Sorgen. Wie sollen wir angesichts all dessen von Freude und Jubel am heutigen Sonntag reden? Können wir uns es überhaupt leisten, angesichts all diesem, glücklich zu sein und frohlocken?
Der heutige dritte Adventsonntag wird liturgisch Gaudete-Sonntag genannt. Gaudete ist lateinisch und bedeutet «Freut euch». Vollständig sagt unser Eröffnungsvers «Gaudete in Domino Semper» «Freut euch im Herrn zu jeder Zeit». Was ist der Grund zur Freude? Der dritte Adventssonntag ist die Hälfte der Adventszeit. Die Geburt des Herrn, auf welche der Advent uns vorbereitet, rückt immer näher. Darum stehen an diesem Sonntag die Vorfreude und der Jubel im Vordergrund. Die ersten und zweiten Lesungen von heute reden gewaltig von Freude. Das Evangelium hingegen beschäftigt sich eher mit ernsthaften Themen und fällt etwas aus der Reihe und Rahmen. Im alttestamentlichen Buch Zefanja wird dies ausgedrückt durch Worte wie jubeln, jauchzen und Freude. Sogar in der zweiten Lesung fordert der Apostel Paulus seine Gemeinde in Philippi zweimal zur Freude auf.
Lasst uns ein wenig schauen, wie der Prophet Zefanja sein Volk zuvor anspricht und schauen wir auf die damalige Situation des Volkes Israel. So werden wir herausfinden, ob es genügend Grund zur Freude gab. Im 7. Jahrhundert vor Christus war der Untergang des Südreichs Juda und des babylonischen Exils. Im Volk Israel gab es religiöse, soziale und politische Missstände. Diese hat der Prophet Zefanja stark angeprangert. Er kritisierte Gewalt, Betrug, Götzendienst, Besitzanhäufung der Oberschicht und die Abkehr von Jahwe. So kündigt er nicht nur dem Volk Israel, sondern auch anderen Fremdenvölkern um Israel herum, das Gericht Gottes an. Die 3 Kapitel des Buches Zefanja beschäftigen sich sehr damit. Das ist nicht alles, denn auf die Androhung des Gerichts Gottes folgt auch seine Verheissung des Heils und das Versprechen eines Neuen Anfangs. Dafür aber muss das Volk Israel sich ändern und sich zu Gott wenden. Es soll auf Gott bauen und auf einen Krieg verzichten, dazu solidarisch und menschlich leben. Auch das Buch Sacharja hat ähnliche Verheissungen wie Zefanja, wenn er auch später gelebt hat als Zefanja. Freude, Güte, Wissen um die Nähe Gottes, Frieden und Gemeinschaft mit Jesus sind adventliche und christliche Lebenshaltungen. Wir wissen, dass die Erfüllung des angekündigten Heils damals noch aussteht, selbst wenn es immer wieder etappenweise Grund zur Freude gab.
Der Grund der Freude ist auch, weil Jerusalem seinen Fehler eingesehen und von dem Irrweg abgekommen ist. So hebt Gott die Verbannung auf und das Volk kann wieder Heimkehren. Auch wir in unserer heutigen Zeit benötigen immer wieder Propheten wie Zefanja, die uns an die nahe Ankunft Gottes erinnern. Zefanja erinnert das Volk Israel, dass Gott wieder in ihrer Mitte wohnen wird und das gilt auch für uns heute. Genau das ist der Grund für Freude. Lasst uns anstecken von der Hoffnung und die Erwartung auf seine Geburt und möge diese Freude in uns fortdauern. … Amen.