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17. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 28. Juli 2024

17. Sonntag im Jahreskreis B, Pfungen 28. Juli 2024

Da erkannte Jesus, dass sie ihn mit Gewalt zum König machen wollten, so zog sich Jesus zurück (Jon 6,15)

Liebe Mitchristen,

Hunger ist eines der Übel unserer Zeit und eine Herausforderung für die Menschheit. Nichts ist so schlimm, als wenn Kinder, Frauen und andere Erwachsene verhungern, weil sie nicht genug zum Essen haben. Wer Hunger hat, der ist bereit, viel zu opfern damit er wieder Essen zwischen die Zähne bekommt. Oft bekommen wir Bettelbriefe von Organisationen, welche uns bitten, zur Linderung des Hungers in einem Kriegsgebiet oder durch Dürre verursachten Mangel an Ernährung zu helfen. Jedes Mal stellen sich die Menschen die Frage, kann mein kleiner Beitrag wirklich Hunger in der Welt lindern? Wie kann ich als Individuum Hunger in der Welt lindern, braucht es nicht grössere Organisationen und Regierungen, um dies zu erreichen? Moderne Menschen stellen sich sogar die Frage, wie die Leute zu einer Versammlung mit Jesus gehen, ohne sich darauf vorzubereiten und mindestens Proviant mitzunehmen?

Nun hören wir in der kommenden Woche von Johannes dem Evangelist die sogenannte «Brot Rede Jesu». Die Erzählung von der Brotvermehrung mit 5 Tausend ist uns alle vom Religionsunterricht her sehr bekannt. Seit Menschengedenken ist es sehr wichtig, dass Nahrung und die Sicherung von Nahrung gewährleistet ist. Und das ist bis heute der Fall. Dafür sind Menschen ausgewandert, um dorthin zu gehen, wo Nahrung vorhanden ist. So hören wir heute in diesem Evangelium, dass viele Menschen Jesus suchen und ihm folgen, weil sie sein Wunder gesehen und erlebt haben. Nach der Brotvermehrung wollten sie langfristig die Ernährung sichern, in dem sie Jesus zu ihrem König krönen wollten! Man kann sich die Frage stellen ob sie Jesus hier ausnützen, als Garant für die Sättigung ihres Hungers? Das ist nicht der Fall, denn es handelt sich hier nicht nur um Sättigung des geistlichen Hungers, sondern den körperlichen Hunger zu stillen ist genauso wichtig.

Johannes hat die Berichterstattung von der Brotvermehrung bewusst nicht als Wunder bezeichnet, sondern als Zeichen. Die Brotvermehrung sättigt den körperlichen Hunger der Menschen und dient gleichzeitig als Zeichen für die Sättigung des geistigen Hungers der Menschen. Johannes hofft durch die Brotvermehrung und die körperliche Sättigung der Menschen ebenso einen Hinweis auf den geistigen Hunger zu bekommen, welcher ebenfalls nach Sättigung verlangt. Die Brotvermehrung gibt einen Hinweis auf die Eucharistie, wo Jesus im Brot gegenwärtig ist und die Nahrung für die Seele wird.

Bei dieser Brotvermehrung nahmen die Menschen keinen Proviant mit, weil Johannes auf etwas Wichtiges hinweisen wollte, nämlich die Bedürftigkeit der Menschen und die Botschaft von leeren Händen! Die leeren Hände sind nicht tatenlose Hände, die nicht zupacken wollen, um der Not abzuhelfen. Diese leeren Hände, die Gott liebt, sind das Eingeständnis, dass das Reich Gottes nicht der Leistung und dem Können der Menschen zu verdanken ist. Christ-sein bedeutet, dass wir eingestehen, dass wir bedürftige Menschen sein dürfen. Wir müssen nicht alles dabei haben, wenn wir zu Jesus kommen. Es darf ruhig etwas fehlen. Dort wo etwas fehlt, dürfen wir uns zu Gott wenden und darauf vertrauen, dass er uns reich beschenkt.

Es stellt sich auch die Frage, ob dieses Evangelium auch für die Kirche gilt? Oft hat man den Eindruck, als bauen wir eine Kirche in diesen Teil der Welt, wo man alles hat und kaum Raum für das Gefühl von beschenkt werden da ist. Kirche sein kann auch bedeuten, bedürftig zu sein. Als guter Hirt kümmert sich Jesus um seine Zuhörer und ihren Hunger. Es wird eine Problemkirche, wenn sie nur auf das eigene Können setzt und nicht mehr mit leeren Händen baut! Offensichtlich ist es ihm nicht egal, ob seine Zuhörer Hunger haben oder nicht.

In diesem Gottesdienst beten wir, dass Jesus sich uns im Brot zeigt und uns alle mit seiner Gegenwart beschenkt. Möge er in uns nicht nur den körperlichen Hunger sättigen, sondern auch die Nahrung für unsere Seele ist. Er ermögliche uns, mit leeren Händen zu Gott zu kommen, wo er uns reichlich beschenken kann, wie die Brotvermehrung zeigt…Amen.