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15. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 14. Juli 2024

Nimm kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel (Mk 6,8ff)

Liebe Mitchristen,

In meinen jüngeren Jahren als Priesteramtskandidat pflegte unser damaliger Heimatbischof, Seminaristen während der Sommerferien je zu zweit zur Pastoralen Erfahrung in eine Pfarrei zu senden. Diese Kandidaten bringen nicht viel mit, da sie frei sein sollen für die pastorale Begegnung mit der Gemeinde. Sie sind auf die Gastfreundschaft der Pfarrei angewiesen.

Markus hat uns heute wichtige Aspekte der Berufung und Sendung vor Augen geführt. Nämlich mit leeren Händen zu gehen, und als Beschenkte zu leben. Die Jünger Jesu haben es erlebt, dass auch Jesus, der Sohn Gottes, auf die Hilfe der Menschen angewiesen war und ihre Gastfreundschaft genossen hat. Sie bewirteten ihn, beschenkten ihn, da sie ihm vertrauen konnten. Auf Grund von seiner Einfachheit und Demut, nahmen ihn einige als Gast auf. Die Jünger haben erlebt, dass sie ohne Belastung und beladene Rucksäcke Jesus folgen können.

Kein Wunder, dass er sie ohne Brot, ohne Vorratstasche, ohne extra Geld in ihren Gürteln, ohne zweites Hemd, ausgesendet hat. Sie sollen unterwegs sein mit nichts in der Hand, ausser dem Auftrag Jesu. Sie sollen in Ungewissheit leben und alles andere als Geschenk empfangen. Wer so geht, der lässt sich auf Gott und den Menschen ein und zwar als Beschenkter unter der Güte Gottes und den Menschen. So ein Leben verdeutlicht, was das Evangelium predigt. Es ist ein lebendiges Beispiel der Frohen Botschaft Gottes. Gott sorgt sich um uns, wir sollen uns keine Sorgen machen, denn wir sind mehr wert als die Spatzen. So zu leben bringt einige Vorteil mit sich. So zu leben schützt vor Überheblichkeit und die Selbstdarstellung oder auch die Annahme, man weiss alles besser als alle anderen in der Welt.

Immer wieder hören wir von Menschen, die sich auf dem Jakobsweg befinden. Sie berichten, wie sie Quartier gefunden haben und wie sie sich mit dem Gastgeber verbunden fühlten. Da werden nicht nur Essen und Wohnung geteilt, sondern es findet auch ein Austausch von Lebensgeschichten, Hoffnungen und Sorgen, sowie von Nöten und Freuden statt. Sowohl Gastgeber als auch Gast nehmen wahr, wie bedürftig wir sind und wie wir aufeinander angewiesen sind. Wenn wir geboren werden, sind wir auf Menschen angewiesen, wenn wir älter werden, oder selbst im Tod, sind es Menschen die uns behilflich sind. Das Leben besteht aus schenken und beschenkt werden. Wer die Gabe des beschenkt werden kennt, der flüchtet nicht vor dem Leben, sondern erlebt eine innere Entwicklung. Auf Hilfe der Gemeinde angewiesen zu sein, schützt uns vor Abkapselung von dieser Gemeinde und es bewahrt die Jünger vor mangelnder Beziehungspflege. Jeder Christ, der von der Hilfe anderer gelebt hat, wird ein offenes Herz haben für Menschen in Not, weil er/sie dies am eigenen Leib erlebt hat.

In der Begegnung mit den Menschen erlangen wir sehr viel Wissen über das Leben, um die Güte Gottes und den Menschen zu schätzen. So ein Lebensstill bewahrt uns nur von der eigenen Ideologie zu predigen, sondern von der Güte Gottes. Wer im Bewusstsein seiner Bedürftigkeit durch das Leben geht, verliert die Illusion der Selbstverständlichkeit. Er beginnt zu schätzen, wie viel Gutes ihm auf Schritt und Tritt unverdient geschenkt wurde. Menschen die sich beschenkt fühlen, sind dankbare Menschen und dankbare Menschen staunen oft über die Güte Gottes und den Menschen. Ein Jünger Jesu der so lebt, geniesst die Armut, wovon Lukas sagt «Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes» vgl. 6,20. Dort wo der Geist der Sendung nicht mehr wahrgenommen wird, wo schenken und beschenkt werden verloren geht, dort schleppt der Mensch viele Rücksäcke, dort geht der Geist der Berufung verloren.

Gott helfe uns, den Geist der Berufung zu entdecken und die Wahrnehmung, dass wir auf Gott und den Mitmenschen angewiesen sind… Amen.