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14. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 7. Juli 2024

Sie sind ein widerspenstiges Volk (Ez 1,5)

Liebe Mitchristen,

Wer nicht zuhört, wird fühlen, sagt eine Volksweisheit. Die Igbos sagen, dass die Fliege, welche den Rat nicht hört, dem Leichnam ins Grab folgt! Mit solchen Aussagen verdeutlicht man, wie wichtig es für die Menschen ist, auf einen Rat und einen dringenden Hinweis zu hören, da dies oft Konsequenzen mit sich zieht. Um dem Nachdruck zu verleihen, gab es eine Erzählung von einem Landsmann, der es im Leben schwer hatte und nur mit Mühe seine Schulausbildung abgeschlossen hatte. Als es ihm nun im Leben besser ging und er gut verdient hat, schwor er, das Leben seiner Angehörigen zu verbessern, indem er viele in die Schule schickte und für deren Schulausbildung bezahlte. Doch zu seinem Erstaunen und seiner Enttäuschung driftete einer in die Drogenszene ab, andere folgten einer komischen Gesellschaft und Kult in der Schule und andere wiederrum schwänzten die Schule. Selbst die, die ein Handwerk erlernen wollten, nahmen es nicht ernst, so dass ihre Lehrmeister sie hinaus geworfen haben, weil sie sich unmöglich benahmen. All seine Bemühungen und sein Rat scheinen nicht gefruchtet zu haben. Im Grunde genommen dachte er an ihre Zukunft und wollte ihnen eine Lebensperspektive gewähren.

Auch im Alltag gibt es Menschen, die von ihrem Arzt über eine anbahnende Krankheit erfahren mit der Warnung, auf dieses oder jenes zu verzichten und auf dieses oder jenes zu achten. Wenn sie diese Warnungen nicht ernst nehmen, dann wird die Krankheit sich verschlechtern und das Resultat können wir uns alle gut ausmalen. Es handelt sich um eine Wahrheit und Warnung von Gott, doch der Roman von John Steinbecks „Jenseits von Eden“ bestätigt, dass «die Wahrheit, welche einem nicht geglaubt wird, kann einem weher tun als eine Lüge»

Heute in der ersten Lesung haben wir von der Berufungsvision des Propheten Ezechiel erfahren, der sich damals mit dem Volk Israel im Exil befand. Bei seiner Berufungsvision sah er die Herrlichkeit Gottes. Es folgte sein Auftrag, vor seinen Landsleuten von Gott zu sprechen. Der Prophet Ezechiel ist wie ein Rufer, er soll seine Landsleute zur Umkehr animieren. Nur so kann er dazu beitragen, dass Schlimmeres verhindert wird und somit ihr Leben retten. Um ihn zu stärken und Mut zuzusprechen, wurde er von Gott aufgefordert, auf die Füsse zu stehen. So bekommt er Standhaftigkeit und Kraft für seine schwierige Aufgabe und Auftrag. Diese Ermutigung ist notwendig, denn das Volk ist ein schwieriges Volk, es sind abtrünnige Söhne Israels, die sich gegen Gott aufgelehnt haben. Sowohl sie als auch ihre Väter sind immer wieder von Gott abgefallen bis zum heutigen Tag. «Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und harten Herzen (vgl. Ez 1, 4)». Zu so einem schwierigen Volk wurde der Prophet Ezechiel gesandt, Gottes Botschaft zu verkünden. Ezechiel erfährt es am eigenen Leib, wie auch Jesus Christus und viele Propheten vor ihm. Sie wurden nicht ernst genommen, sondern wurden ins Abseits gestellt. Sie glaubten ihm nicht! Seine Botschaft ist nicht gut mit Menschenohren zu hören. Sie sind nicht modern, nicht eine frohe Botschaft.

Da niemand auf die Warnung von Ezechiel gehört hatte, wurde 11 Jahre später Jerusalem völlig zerstört und ein grosser Teil der Bevölkerung wurde ins Exil getrieben! Ezechiel hat energisch im Auftrag Gottes gepredigt und er hat sich als Mahner bekennt. Positiv ist die Tatsache, dass man die Stimme Gottes selbst im Exil vernehmen konnte. Doch was bringt dies, wenn die Menschen ihre Ohren zu machen und nichts hören wollen? Sicherlich ist Ezechiel bekannt als Gottes Sprachrohr, doch musste er auch erleben, dass «Eine Wahrheit, die einem nicht geglaubt wird, kann einem weher tun als eine Lüge».

Ist Ezechiel ein Vorbild für die prophetische Stimme in der Wüste? Er verkündet die Wahrheit und predigt, doch ihm gegenüber steht ein abtrünniges Volk mit harten Herzen. Was tun? Die Sturen ihrem Schicksal überlassen oder für Rettung sorgen? Gott helfe uns, auf seine Stimme zu hören, besonders dort, wo die vielen störenden Stimmen unsere Ohren mit Trivialitäten verstopft haben. Schenke uns ein hörendes Herz…Amen.