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12. Woche im Jahreskreis B

Pfungen 23. Juni 2024

Mester, kümmert es dich nicht, dass wir zu Grunde gehen (Mk4. 38)?

Liebe Mitchristen,
Angst haben liegt in der Natur des Menschen und wenn man Angst bekommt, kann man die Flucht ergreifen oder frieren oder die Ursache der Angst bekämpfen. Angst ist ein Schutzmechanismus, welche uns vor Gefahren und Notlagen warnt. Das Gefühl abgrundtiefe Angst und Ohnmacht zu erleben, ist allen spätestens nach den Überschwemmungen der letzten Wochen deutlich geworden. Man hat das Gefühl, als hätte die Unterwelt sich aufgetan und viele Hausbesitzer haben das Gefühl, plötzlich ins bodenlose zu stürzen. Plötzlich wird alle Hab und Gut vom Wasser mitgerissen oder zerstört, plötzlich ist jemand arbeitslos oder hat gerade einen lieben Menschen verloren. Man fühlt sich dem Sturm des Lebens ausgeliefert, wenn man durch Krankheit eine schlimme Diagnose erhalten hat, oder ein schlimmer Unfall passiert ist. Da hat man das Gefühl Mutterseelen allein zu sein, ausgeliefert und von Gott und den Menschen allein gelassen.
So versteht man die Jünger Jesu, die angesichts ihrer enormen Angst während dem Sturm, Jesus den Vorwurf machen, ob es ihn nicht kümmert, wenn sie zu Grunde gehen. Liegt es ihm denn nicht am Herzen, dass sie unversehrt daraus hervorgehen würden? Wie jeder Mensch in solch einer Situation flehen sie, ja bitten sie Jesus förmlich, etwas gegen ihr Ertrinken zu unternehmen, Rettung herbeizuführen! Man versteht die Jünger Jesu sehr gut, ihr Boot wird vom Wind hin und her geworfen. Sie wissen nicht, wie es ausgehen wird und ihr Weiterkommen liegt nicht mehr in ihren Händen. Etwas hat sich zusammengebraut und droht den Menschen zu zerstören: Sturm des Zorns, der Empörung, der gegenseitigen Missachtung, des Zynismus, das Hasses, der Intrige, alles fällt über uns her. Wer soll das Schifflein auf Kurs halten? Die Steuerleute sind offenbar überfordert. Und das Schiff, das sich Gemeinde nennt, Kirche in der Schweiz, Weltkirche; voller Angst um sich, in die Defensive geraten. Wohin man schaut, sieht man nur noch Häme und Mutlosigkeit.  Manche fragen sich heute, wie könnt ihr diese Unheil-Organisation noch unterstützen?
Der Sturm hat uns überfallen, wie kommen wir wieder heraus? Und Jesus fragt uns heute – Ach wie könnt ihr so ängstlich sein, habt ihr keinen Glauben in euch? Wir wissen und lernen, dass Angst kein guter Lehrmeister ist. Angst zerfrisst den Glauben. Gebt doch der Angst keinen grösseren Raum, denn wenn ihr der Angst ausgeliefert seid, könnt ihr nicht handlungsfähig sein, sondern ihr werdet ein Frosch vor der Schlange. Wer von Angst zerfressen ist, kann gar nichts mehr sehen und auch Lösungen gar nicht mehr wahrnehmen.
Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen. Man kann dies als einen verzweifelten Ruf von einem, der vor dem Ertrinken ist, sehen. Als Vorwurf gegenüber Jesus, ihrem Meister, der seelig geschlafen hat, während seine Jünger vor Angst sterben könnten. Der Ruf setzt voraus, dass sie in Jesus ihrem Meister irgendwie eine Rettung und Beruhigung des Sees erwarten.  Wir sehen, was uns alles im Sturm des Lebens entgleitet und zerschlagen werden kann. In manchem Sturm des Lebens verliert man sogar die Kraft um Gottes Hilfe zu rufen. So ist es wichtig, auch für andere zu beten, ihre Situation im Gebet einzuschliessen.
Die Reaktion Jesus ist eine Mut machende Zusage: Habt keine Angst, habt stattdessen Glaube, vertraut auf Gott, der alles zum Guten wenden kann. So wie Jesus die Ruhe im Sturm herbeigeführt hat. Nun, wenn du wieder den Kopf hoch hast, dich gefangen hast, ja ein Stück Glaube bekommst, kannst du sehen, wohin der Weg dich führt und wieder eine Zukunftsperspektive wahrnehmen! Wie sieht es denn aus, mit der neuen Generation? Eine Generation der viele Möglichkeiten offen steht und die viele Wahlmöglichkeiten habt? Sie haben die Möglichkeit zu entscheiden, was sie tun wollen oder nicht. Erstaunlich, dass auch diese Generation von Angst geprägt ist!  Nach einer Studie in Deutschland kam heraus, dass je älter man wird, desto mehr steigt die Angst; Ängste im Bereich Politik, Wirtschaft und Gesundheit. Bei der jüngeren Generation spürt man Angst im Bereich von Klimawandel und Zukunftsperspektiven.
Wenn Jesus uns die Frage stellt, ob wir noch keinen Glauben haben, dann muss dies nicht gleich ein Vorwurf sein, sondern eine Einladung in das Geheimnis Gottes hineingenommen zu werden. So stimmen wir in den Text von dem evangelischen Pfarrer Arno Pötschein mit ein, wo es heisst: «Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gotteshand» Beten wir, dass diese rettenden Hände Gottes spürbar und wahrnehmbar sind, dort wo der Sturm des Lebens uns runterzuziehen droht… Amen.