Pfungen 16. Juni 2024
Der Sämann sät, der Samen keimt und wächst und der Mann weiss nicht wie (Mk 4.27)
Liebe Mitchristen,
Was für wunderbare Bilder werden uns heute von Jesus geliefert, über den Bauer und seine Arbeit. Jesus benutzt diese Bildsprache, um seine frohe Botschaft an die Menschen zu richten und damit sie es leicht aufnehmen können. Jesus verwendet die Bildsprache und Gleichnisse, damit seine Zuhörer die Botschaft vom Reich Gottes besser aufnehmen. Ob sie die ganze Bedeutung der Gleichnisse verstehen können, bleibt zu bezweifeln, denn er hat dies seinen Jüngern später oft besser erklärt, wenn er allein mit ihnen war. (vgl Mk 4.34).
In diesem Zusammenhang hat der ehemalige Professor für das Neue Testament, Gerhard Lohfink, gesagt, dass «wir bei biblischen Gleichnissen immer darauf gefasst sein müssen, dass die Adressaten in eine Situation gebracht werden, in der sie glauben, genussvoll einer spannenden Geschichte zuhören zu können – und dann dreht sich mit einem Male alles: Sie werden konfrontiert mit dem Willen Gottes oder mit dem Unheil, in dem sie vor Gott leben»
Jesus erzählt im Gleichnis von dem Bauer, der seine Samen sät, dann geht er weg, schläft und wacht und die Samen keimen und wachsen ohne sein Zutun. Offensichtlich kann er gar nichts mehr machen, nachdem er gesät hat. Er kann das Wunder des Wachstums nicht mehr beeinflussen. Er hat seinen Anteil getan und nun überlässt er Gott und der Natur das Wachstum. Es wäre nicht korrekt aus diesem Gleichnis herauszuhören, dass der Bauer faul ist und bis zur Ernte untätig bleibt! Wir wissen, dass der Bauer noch diese und jene Arbeit auf dem Feld verrichtet, sei es jäten, sei es Dünger ausbringen, sei es das Feld vor wilden Tieren schützen, also faul ist er nie.
Markus meint, dass es am Ende, nach dem Zutun des Bauern, nur noch Gottes Werk ist, der das Keimen und das Wachstum dazu gewährt. An sich geht es um die Gottesherrschaft, dort kann der Mensch nichts beeinflussen oder herbeiführen. Der Mensch kann nur warten, was für uns Angesichts der Krise und den Schwierigkeiten in der sich die Kirche befindet, sowie alle pastoralen Anstrengungen, sehr wichtig erscheint. Die Antwort des Menschen auf dieses Wissen und die Tatsache, kann nur eine tiefe und auf Gott vertrauende Gelassenheit sein. Wir müssen im Leben das Notwendige tun, aber für das Eigentliche kannst du nichts mehr machen. Dass deine Saat keimt und reift hängt von vielen Dingen ab, genügend Sonne, ausreichend Regen und vom Segen Gottes, christlich gesagt! Die Wahrnehmung, dass manche Dinge und Wachstum ausserhalb unserer Kraft liegen, entlastet uns von dem dauernden Anspruch von Selbstoptimierung. Es bremst den Allmachtsgedanken aus, es macht dankbar und demütig. Schliesslich kann man nur über manchen Erfolg und Wachstum staunen, besonders was alles verborgen in einem steckt. Heute wenn sie auf ihr vergangenes Leben zurückblicken, werden sie auch staunen, was alles gelungen ist. Es hätte auch manches schlief gehen können! Heute wo Selbstoptimierungsgedanken überall zu hören sind, kann man dieses Staunen und die Wahrnehmung des Zutun Gottes durchaus bezweifeln.
Wie gerne würde der Mensch in Anspruch nehmen, dass er alles alleine geschafft hat. Dazu würde er sich wünschen, dass alles schneller ginge und effektiver wäre. Von Geduld, Gelassenheit, Demut, Dankbarkeit gegenüber Gott, keine Spur! Vieles im Leben ist uns geschenkt worden, die Geburt, gelungene Freundschaften, Gesundheit, die Vergebung und Versöhnung, um nur ein paar zu erwähnen. Vermutlich will Markus mit dem Gleichnis vom Senfkorn eine Antwort auf die enttäuschten Erwartungen der Urchristen geben, sowie die damalige Krise der Verfolgung und fehlende Anerkennung bei der Saat. Markus wollte sie trösten, dass auch aus einer kleinen Herde, eine grosse Gemeinschaft heranwachsen kann. Es ist auch eine Ermutigung, dass aus wenigen, übrig gebliebenen Christen, Gott noch etwas bewirken kann.
Beten wir in unserer heutigen Krise um Geduld und Gelassenheit und vertrauen wir darauf, dass Gott sein Zutun dazu geben wird. … Amen